Die Renaissance des Radsports
Notiert in Paris
Die Renaissance des Radsports
wü Paris
von Gesche Wüpper
Neben Luxus und Lebensart ist sie eines der Aushängeschilder, die Frankreich im Ausland viel Aufmerksamkeit verschaffen. Jetzt meldet sich die Tour de France mit neuem Elan zurück. Denn das berühmte Radrennen lockt inzwischen nicht nur ein jüngeres und zahlungskräftigeres Publikum, sondern auch mehr weibliche Zuschauer und zahlreiche Startups an, nachdem es zwischenzeitlich ein etwas angestaubtes Image hatte. Vor 15 Jahren habe Rennrad-Fahren als „out“ gegolten, berichtet Marc Madiot. Damals hätte niemand mehr öffentlich dazu stehen wollen, meint der frühere Rennrad-Fahrer, der inzwischen Manager der Mannschaft Groupama-FDJ ist. „Heute liegt es im Trend.“
Zu verdanken hat die Tour de France das neben neuen Star-Sportlern wie Mathieu van der Poel, Tadej Pogacar und Remco Evenepoel einer verstärkten Medienpräsenz, eindrucksvollen Bildern bei der Etappe in Montmartre während der Olympischen Spiele im letzten Jahr und nicht zuletzt der seit 2023 ausgestrahlten Netflix-Serie „Tour de France: Au coeur du peloton“. Die Serie habe neue Zuschauer angelockt, berichtet Madiot. So hat der Fernsehsender Eurosport einen starken Anstieg der Zuschauer im Alter von 15 bis 49 Jahren bei den großen Radrennen verbucht, die dieses Jahr bereits stattgefunden haben. Gleichzeitig steigt der Frauenanteil. Nach Angaben des Tour de France-Veranstalters Amaury Sport Organisation (ASO) haben letztes Jahr erstmals genau so viele Frauen wie Männer das seit 1903 ausgetragene Radrennen verfolgt.
Start-ups mit am Start
Damit stehen die Vorzeichen gut, dass die Tour de France jetzt von den Zuschauerzahlen her das Ergebnis des Vorjahres von 12 Millionen Fernsehzuschauer übertreffen kann. Für die Fernsehsender wiederum macht es das gesteigerte Interesse am Radsport einfacher, Werbekunden zu finden. Inzwischen gäbe es mehr und vor allem internationalere Marken, die Interesse hätten, berichtet Eurosport-Verkaufschef Patrick Maitrot. Radsport sei das neue Golfen, findet er.
Zu dem verjüngten Image tragen auch die Startups der French Tech bei, die jetzt bei der Tour de France neben den 184 Radprofis mit am Start sind. Mit ihren Produkten wollen sie helfen, die Leistungen der Sportler zu verbessern. Engo Eyewear aus Grenoble beispielsweise bietet vernetzte Brillen an, die wichtige Daten direkt auf Augenhöhe wiedergeben, so dass Rennfahrer ihre Geschwindigkeit anpassen können, ohne auf das Messgerät am Fahrrad zu starren. Die Idee dafür ist innerhalb von Microoled entstanden, einem auf Mikro-Bildschirme spezialisierten Start-up, das 2023 in einer Finanzierungsrunde 21 Mill. Euro eingesammelt hat. Aeroscale wiederum, ein weiteres Jungunternehmen aus dem Département Isère, will die Aerodynamik steigern. Deshalb misst es den Reibungskoeffizienten und den Rollwiderstand.
Die Tour de France sei ein Aushängeschild für Frankreich, erklärt der Veranstalter ASO. Dazu, wie viel das Radrennen einbringt, äußert er sich jedoch nicht.