LeitartikelSanierung der Baywa

Ein steiniger Weg

Die Sanierung des Agrarhandelskonzerns Baywa erweist sich als zähes, kostspieliges Unterfangen der Finanzgläubiger. Der Zeitdruck bei der Neuaufstellung ist groß.

Ein steiniger Weg

Baywa

Ein steiniger Weg

Von Stefan Kroneck

Die Sanierung der Baywa erweist sich als zähes Unterfangen der Finanzgläubiger.

Seit nahezu einem Jahr befindet sich die Baywa in einem Ausnahmezustand. Der hochverschuldete Agrarhandelskonzern schlitterte im Frühsommer 2024 selbstverschuldet in eine Existenzkrise. Die seinerzeit zuvor eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen des damaligen Vorstands erwiesen sich als ungenügend, um das traditionsreiche Münchner Unternehmen ins Lot zu bringen. Die Volks- und Raiffeisenbanken Bayerns als Haupteigentümer und die Gläubigerbanken waren gezwungen, die Baywa mit Finanzspritzen von bislang über 1 Mrd. Euro finanziell zu stabilisieren, um eine drohende Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit abzuwenden.

Ohne die Hilfsgarantien der genossenschaftlichen Primärinstitute des Freistaats wäre die ebenfalls zum Genossenschaftssektor gehörende börsennotierte Gesellschaft längst pleitegegangen. Das Kalkül dabei war klar: der Reputationsschaden und der finanzielle Schaden würden für den genossenschaftlichen Finanzsektor deutlich höher ausfallen, wenn dieser die Baywa im Regen stehen gelassen hätte. Ein Finanzschuldenberg von 5,5 Mrd. Euro zwang die Gläubigerinstitute dazu, stringente Rettungsmaßnahmen zu ergreifen. Ansonsten hätten sie ihre Forderungen gegenüber der Baywa komplett abschreiben müssen.

Zerschlagung

Seitdem steht fest: die Baywa wird zerschlagen. Dem Sanierungsplan der Berater von Roland Berger zufolge wird der Konzernumsatz um die Hälfte auf 12 Mrd. Euro reduziert. Bundesweit werden 1.300 der rund 8.000 Vollzeitstellen gestrichen, Standorte geschlossen. Der Verkauf von Randaktivitäten soll dazu beitragen, dass die Finanzverbindlichkeiten um rund 4 Mrd. Euro schrumpfen.

Während die Baywa den Verkauf ihres Anteils an der RWA Raiffeisen Ware Austria bereits abschloss und die Veräußerung des niederländischen Getreidehändlers Cefetra in die Wege leitete, stehen noch der neuseeländische Obstplantagenbetreiber Turners & Growers und der Windkraft- und Solaranlagenpojektbetreiber Baywa r.e. auf der Verkaufsliste. Dabei erweist sich die Trennung von der Baywa r.e. als besonders schwieriges Unterfangen. Denn der größte Verlustbringer für den Konzern unterliegt einem eigenen Sanierungsfahrplan. Mit über 2,1 Mrd. Euro entfielen zuletzt auf die Baywa r.e. zwei Fünftel der Konzernfinanzschulden. Das verkompliziert das Vorhaben, die Restrukturierung bis Ende 2028 abzuschließen. Dann soll die geschrumpfte Baywa nach den Plänen von Roland Berger die Gewinnzone erreichen.

Die Komplexität der Neuordnung zeigt, wie steinig der Weg bis zum Ziel ist. Zudem ist die Zahl der Finanzgläubiger mit rund 300 sehr hoch. Vor diesem Hintergrund war die Entscheidung zum Jahreswechsel, die Sanierung im Rahmen des Unternehmensstabilisierungs- und restrukturierungsgesetzes (StaRUG) abzuwickeln, nachvollziehbar. Dadurch war zuletzt eine Minderheit von Gläubigern, die beim Umbau nicht mitziehen wollten, gerichtlich dazu gezwungen. Ohne das angewandte StaRUG-Verfahren hätte die Baywa womöglich doch noch die Grätsche gemachte. Nun ist die Rettung auch rechtlich abgesichert.

Problemfall Corporate Governance

Derweil erweist sich eine Reform der Corporate Governance der Baywa als ebenfalls zäh. Während die Posten des Vorstandsvorsitzenden, des Finanzvorstands und des Aufsichtsratschefs längst neu besetzt sind, sitzen immer noch einige Alt-Vertreter der beiden genossenschaftlichen Großaktionäre im Kontrollorgan, obgleich diese ebenso eine Mitverantwortung für das Desaster des Unternehmens tragen. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG hält 33,8% des Grundkapitals, die Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich 28,3%. Bislang zog nur Wolfgang Altmüller, CEO der Meine VR Bank in Rosenheim, die Konsequenzen und legte sein Mandat nieder.

Das Problem ist, dass die Alt-Vertreter erst im vergangenen Jahr erneut in das Gremium gewählt wurden mit einer Laufzeit bis 2028. Das ist also jenes Jahr, welches für die Gesundung des Unternehmens auf operativer und bilanzieller Ebene entscheidend ist. Erst spätestens dann könnte auch der Aufsichtsrat neu aufgestellt werden.

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