Eine relative Stärke
Anleihemarkt
Eine relative
Stärke
Von Kai Johannsen
Es ist im Ursprung eine Dollarschwäche, die die Marktteilnehmer in diesem Jahr an den Devisenmärkten erleben, und keine Euro-Stärke, auch wenn der schwache Greenback dies verständlicherweise impliziert. Und so ist die Situation von Frankreich gegenüber anderen Ländern aus Sicht des Bondmarktes auch zu interpretieren. Die Renditen der Staatsanleihen des Landes steigen deshalb und nähern sich damit denen von Italien & Co an, weil es in Frankreich offenkundig Schwierigkeiten gibt. Deshalb hat sich aber die Haushalts- und Verschuldungssituation der südlichen Eurozonenperipherie verständlicherweise nicht über Nacht verbessert und lässt Investoren dort beherzter zugreifen. Es ist eine relative Stärke der anderen.
Die Investoren haben auch nicht erst seit diesen Tagen mit Blick auf Frankreich Sorgenfalten auf der Stirn. Das ging an den Märkten schon im ersten Quartal um. Das war zu der Zeit, als Staatsanleihen aus Paris mehr Rendite einbrachten als etwa die Bonds des Handtaschenherstellers Louis Vuitton (LVMH). Lieber LVMH-Risiko im Portfolio als französisches Zentralstaatsrisiko. Und mit den Umschichtungen der Anleger seit Beginn des US-Handelskrieges von Donald Trump kommt es an den Märkten zu einer Höhergewichtungen von Assets, darunter auch Anleihen, aus dem Euroraum. Davon profitiert auch die Eurozonenperipherie. Aber deshalb wird die Verschuldung von Italien nicht als weniger besorgniserregend an den Märkten empfunden.
Nun steht Frankreich aber derzeit an den Märkten auch nicht mit Rücken zur Wand. Die Renditesteigerungen am Dienstag waren eher überschaubar. Der Markt hatte die Entwicklungen im Blick. Es kommt nun darauf an, wie sich die Situation für das Land am Primärmarkt gestalten wird. Zeigen die Investoren den Schuldenmanagern dort die kalte Schulter bei neuen Papieren oder Aufstockungen bestehender Bonds, ist dies sicher einen genaueren Blick wert. Aber nach der Sommerpause spricht doch vieles dafür, dass es wie im Falle der USA abläuft. Die Anleger nutzen die höheren Renditen und greifen zu. Das deckelt zumindest den Auftrieb.