MarktplatzUS-Geldpolitik

Fed gerät unter Zugzwang

Der zur Schwäche neigende US-Arbeitsmarkt spricht für Zinssenkungen der Fed. Aber auch von Unternehmensseite entsteht Druck auf die US-Notenbank.

Fed gerät unter Zugzwang

US-Geldpolitik

Fed gerät
unter Zugzwang

Von Kai Johannsen

In den USA stehen die Zeichen klar auf Zinssenkung, und zwar eher früher als später und eher mehr Zinssenkungen als weniger. Neuen Schwung in diese Diskussion brachte nun Mary Daly, Präsidentin der Fed von San Francisco. Angesichts von Schwächesignalen vom US-Arbeitsmarkt und in Anbetracht der Tatsache, dass die Inflation trotz der Zölle wohl nicht anzieht, sieht sie die Zeit für Zinssenkungen näherrücken. Mit Blick auf die jüngste Entscheidung der Fed, die Leitzinsen unverändert zu belassen, sagte sie, dass sie bereit gewesen sei abzuwarten. „Aber ich kann nicht ewig warten“, so Daly. Damit kommt die Septembersitzung der Fed in den Fokus in Sachen Zinssenkung. Bisher war die Mehrheit im Markt davon ausgegangen, dass es in diesem Jahr nur einen Zinsschritt nach unten geben wird und dass dieser dann aller Voraussicht nach im Dezember erfolgen wird. Das scheint nun zu drehen.

Und Daly wurde noch deutlicher. Die Fed könnte natürlich weniger als zwei Zinssenkungen vornehmen, wenn die Inflation anzieht oder wenn der Arbeitsmarkt Erholungsanzeichen sendet. Aber Daly hält es sogar für wahrscheinlich, dass man mehr als zwei Zinssenkungen vornehmen muss. Hört, hört, wird wohl mancher Zinsanalyst nun sagen und seine Prognosen sicher überdenken wollen. Schwächesignale zeigt der US-Arbeitsmarkt derzeit überdeutlich. Im Juli wurden nur 73.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, deutlich weniger als mit 110.000 erwartet wurde. Für Aufsehen sorgte auch, dass die zuvor gemeldeten Daten massiv korrigiert wurden: Im Juni nur noch 14.000 Stellen statt zuvor gemeldeter 147.000 – ein krasser Einbruch, der die Fed auf den Plan rufen sollte. Weiterer Druck ist von der Unternehmensseite zu befürchten. Jenseits der Tech-Riesen verlangsamt sich das Wachstum beim Betriebsgewinn und das nun schon seit zwei Quartalen, was das eine mauer werdende Konjunktur unterstreicht. Firmen stehen nicht nur auf der Ertragsseite, sondern auch noch auf der Finanzierungsseite unter Druck. Denn der von Trump vom Zaun gebrochene Handelskrieg hat die risikolosen US-Staatsanleiherenditen nach oben befördert. Das bekommen die Firmen bei Emissionen zu spüren. Alles in allem: Die Fed gerät unter Zugzwang.