Apo-Bank

Fehlende Transparenz

Bei der Apo-Bank hat es sich in den vergangenen Jahren öfter gelohnt, genauer hinzuschauen. Die auf die attraktive Klientel Apotheker, Ärzte und Heilberufe spezialisierte Genossenschaftsbank geriet mit einem dicken Portfolio toxischer Wertpapiere in...

Fehlende Transparenz

Bei der Apo-Bank hat es sich in den vergangenen Jahren öfter gelohnt, genauer hinzuschauen. Die auf die attraktive Klientel Apotheker, Ärzte und Heilberufe spezialisierte Genossenschaftsbank geriet mit einem dicken Portfolio toxischer Wertpapiere in den Strudel der Finanzkrise, kurze Zeit später mussten zwei Vorstände wegen einer Korruptionsaffäre gehen. In jüngster Vergangenheit hat die missglückte Migration ihres Kernbankensystems für Schlagzeilen gesorgt. Die rund drei Jahre vorbereitete IT-Umstellung ging im Juni vergangenen Jahres gründlich schief, Kunden kamen tagelang nicht an ihre Konten und ihr Geld und in manchen Fällen war ein Zugriff auf fremde Konten möglich. Auch der Cum-ex-Skandal ist an der Bank nicht vorübergegangen, auch wenn die Bank wohl erst später als andere in die Geschäfte einstieg und als Depotbank tätig wurde.

Vor dem Hintergrund dieses ohnehin spannenden Settings boten auch die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen einen Blickfang und unterschieden sich beträchtlich von dem, was andere Institute in dieser Saison schon geboten haben: eine Bilanzsumme, die um rund 20% zulegte, ein Zinsüberschuss, der bei den meisten Häusern stark unter Druck steht, bei der Apo-Bank aber um satte 60 Mill. Euro anstieg, und ein sonstiges Ergebnis, das um gut 60 Mill. Euro absackte und deutlich ins Minus drehte.

Die Apo-Bank hat eigentlich viel zu erklären. Dummerweise veranstaltete das Institut seine Bilanzpressekonferenz sechs Tage vor der Veröffentlichung seines Geschäftsberichts. Dummerweise blieben die Antworten des Vorstands auf Fragen zu heiklen Themen wie Kosten der IT-Migration und des Fehlstarts sowie Cum-ex bemerkenswert vage und unkonkret. Und dummerweise funktionierte in der Videokonferenz auch nicht alles, so dass Fragen nur per Chat gestellt werden konnten und diese auch nur für die Moderatorin und nicht für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sichtbar waren. Ob Absicht oder nicht: Wie sich die IT-Probleme des gesamten Bankensektors im Fall Apo-Bank wie in einem Brennglas zeigten, so führt das Institut auch gerade eindrücklich vor, wie es in puncto Transparenz nicht geht.

Transparenz und Reputation hängen aber eng zusammen. Wer Probleme hat mit teuren fehlgelaufenen Projekten oder Altlasten, sollte sie offen benennen und ausführlich erläutern. Spärlich fließende Informationen machen misstrauisch. Weiteren Reputationsschaden kann die Bank nach dem vergangenen Sommer nicht brauchen.

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