Frieden als Geschäftsrisiko
Rüstungswerte
Frieden als
Geschäftsrisiko
Von Daniel Schnettler
Von den Wertzuwächsen der Rüstungsunternehmen an der Börse können andere nur träumen: Rheinmetall +1.800% und Hensoldt +700% seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine 2022; Renk +200% seit dem Börsengang 2024. Bis vor kurzem schien es, als würden die Kurse der Hersteller von Panzern und Munition, Aufklärungssystemen oder Antriebstechnik ins Unermessliche steigen. Doch die Anleger werden vorsichtiger. Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass es auch im Rüstungsgeschäft Risiken und Rückschläge gibt. Zuletzt musste das Rheinmetall erfahren, weil die Bundeswehr weniger neue Waffensysteme orderte als erwartet – die Große Koalition hatte den dazu notwendigen Bundeshaushalt nicht rechtzeitig verabschiedet.
Nun drückt die Ankündigung von Friedengesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin die Rüstungstitel weiter nach unten. Sicherlich glaubt kaum ein Anleger, dass der Frieden für die Ukrainer nahe ist. Vielmehr zeigt die Kursreaktion, wie viel Nervosität im Markt ist, wenn es um Rüstung geht.
Klar, die Bundeswehr und andere europäischen Armeen werden weiter aufrüsten – die Bedrohung durch Russland bleibt ja. Viel Gerät ist veraltet, reparaturbedürftig oder wurde in die Ukraine geschickt. Doch selbst wenn die Hersteller die Produktion schnell hochfahren können (was durchaus gelingt), stellt sich die Frage, ob die Aufträge angesichts von Sparzwängen der Politik wirklich im erwarteten Maße eingehen – und wann sich die hohen Investitionen in den Gewinnen niederschlagen.
Dass Boom and Bust in der Rüstung nah beieinander liegen, zeigen drei Randgeschichten: Weil Heidelberger Druckmaschinen eine Kooperation mit einem Rüstungszulieferer verkündet, legt die Aktie um ein Drittel zu. Salzgitter-Papiere springen nach Bekanntgabe einer Zulassung für Panzerstahl um ein Fünftel hoch. Und nachdem Motorenbauer Deutz eine Geschäftseinheit für Rüstungsprojekte öffentlich macht, gewinnt die Aktie ein Zehntel an Wert. Seitdem sind die Kurse aber wieder merklich gefallen – und zwar bei allen drei Rüstungs-Neulingen.