Gespart am falschen Ende
Gespart am
falschen Ende
Von Sebastian Schmid
Hochschulpakt
Die Personalkosten steigen, die zur Verfügung stehenden Mittel sinken. Hessens Hochschulen werden nach dem „Hochschulpakt“ an schmerzhaften Einschnitten nicht vorbeikommen. Die Frankfurt University of Applied Sciences hat vorige Woche bereits angekündigt, die beiden Studiengänge Maschinenbau sowie Produktentwicklung und technisches Design aus dem Programm zu nehmen. Zudem werden in der Informatik weniger Studierende aufgenommen. Insgesamt 30 Mill. Euro will Hessen bei den Hochschulen einsparen. Ein Betrag, der die Haushaltslage kaum verbessern wird, der aber die ohnehin strukturell unterfinanzierten Hochschulen weiter unter Druck setzt.
Im internationalen Vergleich werden deutsche Unis ohnehin eher mittelprächtig gefördert. Die größten Ausgaben je Student gibt es traditionell in Luxemburg. 2021 waren es laut OECD rund 35.000 Dollar je Kopf. Deutschland kam etwa auf ein Drittel davon. Die USA und Großbritannien geben etwa doppelt so viel je Student aus wie hierzulande üblich. Die Förderung der universitären Bildung lag in Hessen schon vor den jüngsten Kürzungen unterhalb des Bundesdurchschnitts.
Die Kürzungen sind vor diesem Hintergrund ebenso unverständlich wie das Frohlocken über den Zwist zwischen US-Präsident Donald Trump und Elite-Universitäten wie Harvard. Nicht wenige Politiker hatten die Hoffnung, hoch dekorierte Professoren nach Deutschland zu locken. Doch selbst wenn es einen Braindrain an US-Eliteunis geben sollte, werden Wissenschaftlicher und Lehrende sicher nicht in Scharen nach Deutschland übersiedeln. Favorisiert werden dürften Länder, in denen vergleichbare (finanzielle) Bedingungen wie in den USA herrschen. Neben Luxemburg und Großbritannien dürften da Schweden, Norwegen und Kanada in Frage kommen. Gesellschaft und Politik wünschen sich mehr qualifizierte und gut integrierte Zuwanderung.
Neben der Bedeutung, die ein Land ohne nennenswerte Bodenschätze dem Thema Bildung beimessen sollte, kann Hochschulpolitik auch helfen, demografische Probleme zu lösen. Für qualifizierte und gut integrierte Zuwanderung gibt es kein besseres Vehikel als eine starke Hochschullandschaft, die junge und ehrgeizige Menschen aus der ganzen Welt anspricht. Wer hier studiert, um sich eine berufliche Zukunft aufzubauen, dem muss der Staat keine Integrationskurse organisieren. Die Hochschulen selbst sind die besten Integrationsorte. Der Hochschulpakt ist ein Zeichen politischer Kurzsichtigkeit. Einmal mehr wird am falschen Ende gespart.