Jetzt geht es bei Cropscience zur Sache
Bayer
Mit eiserner
Harke
Von Annette Becker
Mit harten Einschnitten
in der Pflanzenschutzsparte riskiert Bayer-Chef Bill Anderson, den Rückhalt in der Belegschaft zu verlieren.
Applaus, Applaus: Bayer hat die Investoren zum Jahresauftakt positiv überrascht. Nach Vorlage des Zwischenberichts schnellte die Aktie um 12% in die Höhe. Grund dafür war aber einzig die Pharmasparte, in der die beiden neuen Medikamente die in sie gesteckten Hoffnungen erfüllten. Eine höhere Prognose für die Division vereitelt nur die US-Zollpolitik, deren Effekte schlicht nicht kalkulierbar sind.
Doch bei aller Freude ob der günstigen Entwicklung im Arzneimittelgeschäft täuscht der Zwischenbericht nicht über die prononcierte Schwäche der größten Division Cropscience hinweg. Hier ist das bereinigte operative Ergebnis im Auftaktquartal erneut um 10% eingebrochen. Es wird zunehmend sichtbar, dass Bayer Cropscience die operative Performance im Angesicht der nicht enden wollenden Klagewelle in den USA hat schleifen lassen.
Standort steht vor dem Aus
Damit soll nun Schluss sein: In Deutschland wird schon einmal mit der eisernen Harke durch die Division gegangen. Der Standort in Frankfurt wird bis Ende 2028 aufgegeben. Ein Teil der Produktionsaktivitäten soll verkauft werden, weitere Produktionsteile werden auf andere Standorte verlagert. Auch in Dormagen wird Kapazität aus dem Markt genommen. In Summe sind 700 Stellen von den Maßnahmen betroffen. Wie viele Beschäftigte die Division aktuell in Deutschland zählt, verrät Bayer lieber nicht. Weltweit sind es 33.000 Köpfe. Aber auch das wird nicht so bleiben.
Mit den Maßnahmen reagiert Bayer auf die Überkapazitäten, vornehmlich aus dem asiatischen Raum. Dort wird bedeutend günstiger produziert, sprich die deutschen Standorte sind mit vielen ihrer Produkte nicht mehr wettbewerbsfähig. Das Problem allerdings ist, dass Bayer die Geduld der Belegschaft allmählich überstrapaziert. Als das neue Organisationsmodell Dynamic Shared Ownership auf die Schiene gesetzt wurde, war es noch gelungen, die Arbeitnehmer ins Boot zu holen. Selbst der über Jahrzehnte gepflegte Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen wurde nur bis Ende 2026 verlängert. Jetzt beklagt der Betriebsrat den Bruch getroffener Vereinbarungen.
Gratwanderung
Es ist eine Gratwanderung, auf die sich Vorstandschef Bill Anderson begibt. Denn um den Konzern wieder in die Spur zu bringen, reicht es eben nicht, Führungsebenen zu streichen. Mit den Einschnitten in der Produktion setzt der Bayer-Chef den Rückhalt in der Belegschaft aufs Spiel. Das dürfte die Leistungsfähigkeit über kurz oder lang schmälern.