MarktplatzGreenback wird untergewichtet

Kalte Schulter für den Dollar

Die internationalen Fondsmanager lassen den Dollar derzeit links liegen. Sie haben die stärkste Untergewichtung im Greenback seit 19 Jahren.

Kalte Schulter für den Dollar

Devisenmarkt

Kalte Schulter
für den Dollar

Von Kai Johannsen

Anfang des Jahres ist das Gros der Devisenmarktstrategen davon ausgegangen, dass der Greenback die Parität zur europäischen Gemeinschaftswährung erreicht, also: ein Euro kostet ein Dollar. Manch einer prognostizierte sogar ein Abtauchen unter die Parität, also dass weniger als ein Dollar für einen Euro bezahlt werden muss. Eine enorme Dollarstärke galt für viele im Markt als eine ausgemachte Sache. Und der Dollar war ja auch kurz davor, mit dem Euro gleichzuziehen. Am 2. Februar dieses Jahres mussten nur noch 1,0150 Dollar für einen Euro bezahlt werden. Das war der Hochpunkt für den Dollar, aber dann ging es in die andere Richtung. Die US-Devise neigt seitdem fast durchgehend zur Schwäche. Aktuell müssen 1,11 Dollar für einen Euro bezahlt werden. Seit Jahresanfang hat der Euro gut 7% gegenüber dem Greenback zugelegt, der Dollar also verloren. Allein in diesem Monat sind es 2% an Wertverlust für den Dollar gewesen. Am 21. April mussten zeitweise 1,1573 Dollar aufgewandt werden, um einen Euro zu kaufen – das bisherige Jahrestief für die US-Valuta.

US-Assets stehen bekanntermaßen nicht hoch im Kurs bei den Anlegern. Und das trifft dann auch die US-Währung. Der jüngsten Umfrage von Bank of America zufolge haben die internationalen Fondsmanager den Dollar derzeit so stark untergewichtet wie seit 19 Jahren nicht mehr. Das bedeutet: Selbst während der ersten Amtszeit von Donald Trump als US-Präsident, als er auch schon einen Zollstreit vom Zaun brach, waren die Fondsmanager noch stärker in der US-Währung engagiert als aktuell. Das spricht eine klare Sprache. Und momentan sieht es auch nicht danach aus, als würde sich die Stimmung für US-Assets an den Märkten deutlich verbessern und es damit zu einer stärkeren Dollarnachfrage kommen. Es hat doch eher den Anschein, dass es zu einer breiter angelegten Rotationsbewegung kommt, d.h. raus aus US-Assets und Umschichtung zugunsten von europäischen Assets. Davon profitiert der Euro, und es schwächt den Dollar. Erst wenn der Zollkrieg komplett beendet sein sollte, kann auch wieder mit einem stärkeren Dollar gerechnet werden. So schnell wird das aber wohl nicht der Fall sein.

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