BlickfeldPrivate Equity

Klöckner Pentaplast steckt in zermürbender Patt-Situation fest

Beim hoch verschuldeten Verpackungsfolienhersteller Klöckner Pentaplast können sich der Finanzinvestor Strategic Value Partners und die Gläubiger nicht einigen. Das Tauziehen lähmt die Firma. Nur eine jetzt erfolgte Zwischenfinanzierung rettet das Unternehmen aus Montabaur noch vor der Pleite.

Klöckner Pentaplast steckt in zermürbender Patt-Situation fest

Klöckner Pentaplast steckt in zermürbender Patt-Situation fest

Beim hoch verschuldeten Verpackungsfolienhersteller Klöckner Pentaplast können sich der Finanzinvestor Strategic Value Partners und die Gläubiger nicht einigen. Das Tauziehen lähmt die Firma. Nur eine jetzt erfolgte Zwischenfinanzierung rettet das Unternehmen aus Montabaur noch vor der Pleite.

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Quälend lange dauert das Tauziehen zwischen Eigentümer und Gläubigern bei Klöckner Pentaplast. Ein Schuldenberg von rund 2 Mrd. Euro lastet auf Europas größtem Hersteller von Verpackungsfolien für Medikamente und Lebensmittel. Der US-Finanzinvestor Strategic Value Partners aus Connecticut, dem die Mehrheit der Anteile gehört, soll nach der Vorstellung der Gläubiger frisches Eigenkapital nachschießen. Umgekehrt erwartet die Private-Equity-Firma Zugeständnisse der Gläubiger wie einen Schuldenschnitt, weil sonst eine Restrukturierung unter Gläubigerschutz kaum zu vermeiden sei. Aber bisher gibt es keine Einigung, auf deren Basis eine Refinanzierung der schon 2026 fälligen Schulden erfolgen könnte.

Jetzt hat sich das Unternehmen aus Montabaur zumindest eine Atempause im Überlebenskampf verschafft. Klöckner Pentaplast hat eine Zwischenfinanzierung erhalten, deren Volumen ausreicht, um überfällige Rechnungen von Lieferanten zu bezahlen. Das Unternehmen hat nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Finanzkreisen von seinen Gläubigern einen Überbrückungskredit in Höhe von 112 Mill. Euro erhalten. Dieser soll die Betriebskosten und die Kosten für die Umsetzung einer Umstrukturierungsvereinbarung decken. Der Überbrückungskredit, der mit einem zweistelligen Zinssatz versehen ist, hat eine Laufzeit von zwei Monaten und wird von der Investmentbank Jefferies samt Syndizierung organisiert. Klöckner muss innerhalb von vier Wochen nach Erhalt des Kredits ein „RSA“ (Restructuring Support Agreement) mit einigen der Gläubiger abschließen. Eine Verlängerung der Frist gibt es nur, wenn 2 Prozentpunkte mehr Zins gezahlt würden.

Restrukturierung, aber wo?

Die Bedingungen der Überbrückungsfinanzierung verpflichten Klöckner Pentaplast außerdem zu einer Restrukturierung innerhalb einer für seine Kreditgeber mit eingeschränktem Erstpfandrecht „akzeptablen Gerichtsbarkeit”. Das bedeutet, dass sich das Unternehmen und seine Gläubiger darauf einigen müssen, wo Klöckner Pentaplast restrukturiert wird. Gerangelt wird darum, ob es ein Verfahren nach Chapter 11 in den USA oder ein Restrukturierungsverfahren nach europäischem Recht wird. Letzteres würden die Gläubiger bevorzugen. Die seit Monaten anhaltende Patt-Situation setzt auch den rund 5.600 Beschäftigten zu.

Für die Gruppe der vorrangigen Gläubiger agieren die Kanzleien Gibson Dunn und Hengeler sowie die Investmentbank Houlihan Lokey. Für Klöckner Pentaplast sind Kirkland & Ellis sowie die Investmentboutique PJT Partners im Einsatz.

In einem Call mit mehr als 100 Teilnehmern am vergangenen Dienstag haben CEO Roberto Villaquiran und CFO Marc Rotella neben der Zwischenfinanzierung auch „eine Art Bleibebonus“ angekündigt, wie hochrangige Manager berichten. Kein Wunder: Operativ arbeitet das Unternehmen durchaus profitabel. Im ersten Halbjahr hat die Pharmasparte mehr als 85 Mill. Euro Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwirtschaftet, die operative Marge liegt oberhalb von 17%. Doch es besteht ein akuter Liquiditätsengpass. Die Mengen liegen vor allem im margenträchtigen Pharma-Bereich deutlich unter den Vorjahren und deutlich unter dem, was zum Zeitpunkt der letzten Refinanzierung angenommen worden war.

Im Wettbewerb geschwächt

Geschwächt wird Klöckner Pentaplast in dem hart umkämpften Markt durch zum Teil sehr alte und ineffiziente Anlagen. Dass Aufträge teilweise nicht ausgeführt werden konnten, da wegen des Liquiditätsengpasses Rohstoffe und Verpackungsmaterialien fehlten, verschärft die Situation. Einerseits fehlt Umsatz, der über Factoring auch sofort Bargeld hereingebracht hätte. Andererseits wurden Kunden verärgert und dazu gebracht, sich andere Lieferanten zu suchen.

Auf Schrumpfkurs

Zwar wurden Anfang des Jahres einige Mitarbeiter entlassen und drei Produktionslinien sollen insgesamt stillgelegt werden. Um Kosten zu sparen, führt CEO Villaquiran in Personalunion zudem auch die Pharmasparte. Auch fünf Manager gehen, darunter COO Alan Richards, und ihre Posten werden nicht neu besetzt. Aber eine längerfristige Strategie fehlt, um sich aus bestimmten Märkten zurückzuziehen und die Produktionskapazitäten anzupassen. Aus Not wird fast jeder Auftrag angenommen, solange er nur geringfügig zur Deckung der Fixkosten beiträgt.

Mit den US-Zöllen der Trump-Regierung haben die Schwierigkeiten nur sehr wenig zu tun. Die Produktion für die Hauptmärkte Nordamerika und Europa findet überwiegend in der jeweiligen Region statt. Nur die Rohstofflieferungen sind teilweise von Zöllen betroffen.

Uralte Probleme

Das Problem ist ein anderes – und seit Jahren dasselbe. Nach drei Übernahmen durch Finanzinvestoren lasten die rund 2 Mrd. Euro Schulden immer schwerer auf Klöckner Pentaplast. Die Firma war nach der Übernahme durch Cinven an Blackstone verkauft und 2012 an Strategic Value Partners weitergereicht worden. Der Deal erfolgte im Zuge einer finanziellen Restrukturierung, bei der SVP dem Unternehmen 190 Mill. Euro zuführte und die Mehrheit erhielt.

Inzwischen steht das Unternehmen erneut am Abgrund. So ist die Bonitätsnote „CCC-“ der Ratingagentur S&P Global Ratings mit einem negativen Ausblick versehen. Zuvor hatte es schon einen Teil-Ausfall (Selective Default) der Anleihen gegeben. Die Schuldtitel werden 2026 fällig, und dann wird es eng: „Wir sind der Ansicht, dass die Schuldenlast der Gruppe im Vergleich zum freien operativen Cashflow weiter sehr hoch ist. Das könnte die Refinanzierungsaussichten untergraben“, urteilt die Frankfurter S&P-Analystin Lina Sanchez.