KommentarDeutsche Bahn

Risiko auch für die Steuerzahler

Bei der Deutschen Bahn zeigt das Kostenprogramm erste Erfolge. Aber bei der Generalsanierung muss der Konzern jetzt liefern. Geld genug ist ja vorhanden.

Risiko auch für die Steuerzahler

Deutsche Bahn

Risiko auch für
die Steuerzahler

Von Andreas Heitker

Die vorab bekannt gewordenen Halbjahreszahlen der Deutschen Bahn zeigen auf den flüchtigen ersten Blick ein bekanntes Bild: Der Staatskonzern schreibt mal wieder dreistellige Millionenverluste im operativen Geschäft, und bei den Pünktlichkeitswerten im Fernverkehr gibt es immer noch keine wirkliche Trendumkehr. Der zweite Blick fällt dann aber schon deutlich positiver aus: Denn offensichtlich entfachen das Sanierungsprogramm S3, das sich der Konzern im letzten Herbst auf Druck der Politik verordnet hat, und die damit einhergehende strikte Kostendisziplin Wirkung.

Der Verlust vor Zinsen und Steuern summiert sich zwar immer noch auf rund 240 Mill. Euro. Vor einem Jahr lag das vergleichbare Ergebnis im Kerngeschäft aber noch bei tiefroten 1,2 Mrd. Euro im Minus. Und die Zwischenbilanz, die Bahn-Chef Richard Lutz am Donnerstag vorlegen wird, dürfte zudem eine deutlich gesunkene Nettoverschuldung zeigen, was am Abschluss des Schenker-Verkaufs liegt.

Generalsanierung alternativlos

Alles in Butter also? Beileibe nicht. Denn die Schulden bleiben trotz des Sondereffekts erdrückend hoch. Und für die Kunden wird die Bahn ohnehin noch über Jahre ein Ärgernis sein; mit immer neuen Baustellen, Verspätungen und Zugausfällen. Man kann nur hoffen, dass der Konzern die angelaufene Generalsanierung des Schienennetzes einigermaßen erfolgreich bewältigt. In dieser Woche wird die Strecke Berlin-Hamburg für ein Jahr komplett gesperrt.

Die Kritik lautet schon jetzt, das Milliardenprojekt sei „zu lang, zu teuer und zu schlecht vorbereitet“. Der größte Schienen-Shutdown, den dieses Land je sah, so beschweren sich beispielsweise die Güterverkehrs-Konkurrenten der DB, beschere Reisenden und Wirtschaft „massive Zeitverluste und Multimillionenschäden“.

Die Sanierung der Infrastruktur ist aber alternativlos, auch wenn die Steuerzahler dafür tief in die Tasche greifen müssen: Mehr als 100 Mrd. Euro soll die Bahn bis 2029 hierfür erhalten. Etwa 80 Mrd. davon kommen aus dem schuldenfinanzierten neuen Sondervermögen. Am Geld dürfte der Turnaround nicht scheitern.