Chinas Wirtschaft droht Dynamikverlust
Weniger Dynamik in Chinas Wirtschaft
Starkes BIP, schwache Kapazitätsauslastung – Bedenken von Scholz abgebürstet
nh Schanghai
Kommentar Seite 2 Berichte Seiten 10 und 11Chinas neue Wirtschaftsdaten bringen als positive Überraschung ein unerwartet kräftiges Wachstum im ersten Quartal von 5,3% aus. Bei den Analysten hatte man nur einen Anstieg um 4,6% erwartet. Als treibender Faktor erweisen sich die vor allem die kräftig gesteigerten Anlageinvestitionen im Industrie- und Infrastrukturbereich.
Bei den Marktteilnehmern macht sich allerdings Skepsis über die tatsächliche konjunkturelle Dynamik breit. Bei den jüngsten monatlichen Leistungsdaten werden bereits Schleifspuren sichtbar. Vor allem der Konsum ist im März wieder abgebröckelt, auch die Industrieproduktion legte zuletzt schwächer zu.
Darüber hinaus lässt sich keine Linderung der Immobilienmarktkrise in China erkennen. Vielmehr zeigen die neuen Daten einen verschärften Abwärtstrend bei Wohnungspreisen und Apartmentverkäufen. Damit dürfte Peking gezwungen sein, die Anlageinvestitionen weiter hochzufahren.
Bezeichnenderweise ist mit den Investitionsschüben für Chinas Industrie auch eine deutliche Verringerung der Kapazitätsauslastung verbunden. Die neuen Daten des Statistikbüros zeigen, dass die Auslastungsrate nunmehr auf 74,2% nach knapp 76% zu Jahresende 2023 gesunken ist. Dies bedeutet den niedrigsten Wert seit der Pandemiedelle im Jahr 2020.
Beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Peking wurde das industriepolitische Reizthema von wachsenden Überkapazitäten in China konkret angesprochen. In den USA und Europa wachsen die Befürchtungen, dass Chinas massive Förderpolitik allen voran bei der Elektromobilität und Umwelttechnik zu einer Überschwemmung von westlichen Märkten mit künstlich verbilligten Produkten führen werden. Chinas Staatsführung zeigt allerdings keine Bereitschaft, auf diese Bedenken näher einzugehen.