LeitartikelBankfusionen

Wie Unicredit die HVB in zwei Jahrzehnten auf Profit getrimmt hat

Einigen sich zwei Banken vorab über Eckpunkte, erhöht das die Erfolgschancen von grenzüberschreitenden Übernahmen im Finanzwesen. Im Übernahmepoker um die Commerzbank lehrt das der Fall HVB. 20 Jahre nach ihrer Übernahme durch Unicredit ist die drittgrößte deutsche Geschäftsbank eine hochprofitable Einheit der italienischen Großbank.

Wie Unicredit die HVB in zwei Jahrzehnten auf Profit getrimmt hat

HypoVereinsbank

Blaupause für Bankfusionen

Sind sich zwei Banken vorab einig, erhöht das die Erfolgschancen grenzüberschreitender Übernahmen. Das lehrt der Fall HVB.

Von Stefan Kroneck

Mit Blick auf die Avancen der Unicredit in Richtung Commerzbank rückt ein Firmenjubiläum ins Rampenlicht. Im Juni jährt sich zum 20. Mal die besiegelte Übernahme der HypoVereinsbank (HVB) durch die italienische Großbank. In ihrem Abwehrkampf gegen die Begehrlichkeiten der Unicredit-Zentrale führt die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank an, dass ihr das gleiche Schicksal wie der HVB bevorstünde, sollten die Mailänder tatsächlich die „Gelben“ mit Sitz in Frankfurt schlucken. Dadurch versucht die Commerzbank die Befürchtung zu schüren, dass sie unter der Regie der Unicredit zerschlagen werden würde. Sie zeichnet ein Zerrbild der HVB.

Als im Frühsommer 2005 der damalige HVB-Chef Dieter Rampl und Unicredit-CEO Alessandro Profumo vor die Öffentlichkeit traten, um den Zusammenschluss beider Kreditinstitute zu verkünden, geschah das auf Basis einer gemeinsamen Verständigung nach langen Verhandlungen. Es war allerdings keine Fusion unter Gleichen, sondern der Erwerb der drittgrößten deutschen Geschäftsbank durch ein aufstrebendes Institut, welches ursprünglich aus dem Zusammenschluss von mehreren lombardischen Regionalsparkassen hervorging. Die HVB schlüpfte unter das Dach der Unicredit.

Rettendes Dach

Die HVB sah sich zu diesem Schritt gezwungen, galt sie doch aufgrund schlechter Ertragszahlen als angeschlagen. Profumo griff zu, weil er die Chance sah, mit dem Eintritt in der größten Volkswirtschaft der EU der Internationalisierung der eigenen Adresse einen deutlichen Schub zu versetzen.

Vor diesem Hintergrund ist der Schritt des heutigen Unicredit-Chefs Andrea Orcel nachvollziehbar, wenn er aufgrund des harten Widerstands der Commerzbank-Führung abwartet, bis sich für sein Vorhaben eine günstigere Großwetterlage ergibt. Der Bund im Aktionärskreis verkompliziert den Übernahmepoker. Die Erfahrung bei geplanten grenzüberschreitenden Transaktionen dieser Dimension im Finanzwesen lehrt, dass diese gelingen können, wenn beide Seiten sich vorab verständigen. Ein feindlicher Übernahmeversuch birgt ein größeres Risiko des Scheiterns. Somit bleibt die Unicredit vorerst bei ihrem Commerzbank-Anteil von nahezu 30%, ab dem eine verpflichtende Offerte nötig wäre.

An kurzer Leine

Unter der Regie von Orcel, der seit 2021 die Bankengruppe führt, zieht die Unicredit in Bezug auf ihr Innenverhältnis zur Münchner Tochtergesellschaft die Leine deutlich kürzer. Die HVB firmiert seit Anfang 2024 als GmbH, die Rechtsform der AG ist beseitigt. Der HVB-Vorstand mutierte zu einer Geschäftsführung. Das erleichtert ein Durchregieren der Italiener beim weiß-blauen Geldhaus. Orcel ist zugleich Chefkontrolleur der HVB. Der Eigentümer nutzt seine Position.

Der Manager trimmt die HVB wie den gesamten Bankenkonzern auf mehr Kosten- und Vertriebseffizienz. Er setzt damit eine Entwicklung fort, die die Unicredit nach der überwundenen Finanzmarktkrise Schritt für Schritt anpackte. Seinerzeit erwies sich die deutsche Tochtergesellschaft als wichtige Stütze des Mutterkonzerns, der nach hohen Verlusten den Weg der Gesundung einschlug. Die HVB mauserte sich zu einer hochprofitablen Einheit, die im Zinstief besser zurechtkam als manch andere Bank. Die Basis dafür legten die 13 Mrd. Euro, die sie von der Unicredit für den Erwerb der Bank Austria einstrich. Auf Staatshilfen in Krisenzeiten ist sie nicht angewiesen.

Im Branchentrend

Die HVB war ein Teil einer Serie von Spar- und Umbauprogrammen der Unicredit. Die Bank trennte sich von Randaktivitäten. Sie verzahnte das Firmenkunden- und Investment Banking. Das Filialgeschäft wurde gestutzt. 2005 zählte die Bank noch 22.700 Vollzeitstellen. Ende 2024 waren es etwas mehr als 9.000. Die HVB war aber kein Einzelphänomen. Sie folgte einem Branchentrend. Den gleichen Weg schlug auch die Commerzbank nach der Fusion mit der Dresdner Bank ein. Orcels Vorstoß erzwingt nun Nachbesserungen. Das könnte die Position der „Gelben“ gegenüber Unicredit stärken.

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