Mehr Zeit für Comics
Der Parkplatz vor der Talstation ist bereits frühmorgens voll, in den Sportgeschäften mit Skiverleih und vor den Liften in Saint-Lary-Soulan haben sich lange Schlangen gebildet. „So voll habe ich das hier noch nie gesehen“, sagt der Übungsleiter eines Skiclubs, der seit Jahrzehnten in den Wintersportort in den Pyrenäen kommt. Die Leute hätten Nachholbedarf, nachdem Skilaufen im Winter 2020/21 in Frankreich und in den meisten Nachbarländern wegen Corona kaum möglich gewesen sei, sagt er. Die letzten Wochenenden sei es auch dank idealer Wetterbedingungen stets rappelvoll gewesen, bestätigt eine Boutique-Besitzerin.
Nicht nur Saint-Lary-Soulan, auch in anderen Wintersportorten in Frankreich zeigt sich die Tourismusbranche zufrieden mit dem Start der Saison. Dabei hatten sie zunächst befürchtet, dass die Einführung des Impfpasses Skiläufer und Snowboardfahrer abschrecken könnte. Der Impfpass, der der deutschen 2G-Regel ähnelt, hat am 24. Januar den bis dahin gültigen Gesundheitspass ersetzt. Seitdem dürfen nur noch vollständig Geimpfte oder Genesene Skilifte, Gondeln, Restaurants, Fernbusse und Fernzüge, kulturelle Einrichtungen und vieles mehr nutzen.
Bisher zumindest hat das den Buchungszahlen für die zweiwöchigen Winterferien, die je nach Schulverwaltungszone im Zeitraum zwischen 4. Februar bis 7. März stattfinden, nach Angaben der Tourismusindustrie nicht geschadet. So beträgt die Auslastungsrate in den Wintersportorten der beiden Alpen-Départements Savoie und Haute-Savoie nach Angaben des Observatoire Savoie Mont Blanc 77%, was fast dem Vorkrisenniveau entspricht. In einigen Orten wie La Plagne liegen die Auslastungsraten für die Winterferien mit 80% sogar höher und erreichen ein ähnlich gutes Niveau wie in den zwei Jahren vor Ausbruch der Pandemie. Zu verdanken sei das auch der Rückkehr ausländischer Gäste etwa aus Großbritannien, die ihren Skiurlaub wegen der Reisebeschränkungen von Weihnachten auf die kommenden Wochen verschoben hätten, sagen Vertreter der Tourismusbranche.
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Trotz der ausgefallenen Skisaison 20/21 hat der Immobilienmarkt in den Wintersportorten nicht gelitten. Im Gegenteil, denn seit Ausbruch der Pandemie zieht es viele Franzosen verstärkt in die Natur. Entsprechend sind die Preise weiter geklettert. Landesweit kletterten die Immobilienpreise nach Angaben des Verbandes professioneller Immobilienmakler Fnaim 2021 um 7%. In Badeorten am Meer und in Wintersportorten haben sie aber im Schnitt 8,6% zugelegt. Innerhalb der letzten zwei Jahre beträgt der Anstieg dort 12,4%. Obwohl La Plagne einer der meistbesuchten Skiorte der Welt ist, sind Immobilien dort im Vergleich zu anderen bekannten Orten mit 4450 Euro pro Quadratmeter noch relativ günstig. In Val Thorens, dem am höchsten gelegenen Ort der Trois Vallées, beträgt der Quadratmeterpreis laut dem Immobilienportal Seloger.com mit durchschnittlich 8309 Euro fast doppelt so viel. In Courchevel liegt er inzwischen sogar bei 9642 Euro und in Méribel bei 11335 Euro.
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Von Corona profitiert hat die Comic-Branche. Diese hat mit 85 Millionen Bänden nach Angaben des Marktforschungsinstituts GfK im Vergleich zum Vorjahr vom Volumen her 60% mehr verkauft und ihren Umsatz um 50% auf 890 Mill. Euro gesteigert. Zu verdanken hat die Branche den neuen Rekord vor allem dem Erfolg der Mangas, deren Verkäufe sich verdoppelt haben. Zwar ist der neue, im Oktober erschienene Asterix-Band mit 1,5 Millionen verkauften Exemplaren mit Abstand die Nummer Eins der Comic-Bestsellerliste 2021. Doch auf den vier Plätzen danach folgen ausschließlich Mangas. Trotz der Ausgangssperren und der Schließung von vielen Geschäften außer dem Lebensmitteleinzelhandel hätten Comics bereits 2020 ein starkes Wachstum verbucht, berichtet Camille Oriot von GfK. Mit 24% der verkauften Exemplare sind sie inzwischen die zweitwichtigste Kategorie bei in Frankreich verkauften Büchern, knapp hinter allgemeiner Literatur (25%) und vor Jugendbüchern (22%).