Notiert inWashington

Peinliche Enthüllungen über Joe Biden

Ein neues Buch über Joe Biden verrät, dass der Demokrat in der Schlussphase seiner Präsidentschaft längst nicht mehr fit fürs Amt war. Bidens physischer und geistiger Verfall war offenbar extremer als bisher angenommen.

Peinliche Enthüllungen über Joe Biden

Notiert in Washington

Peinliche Enthüllungen

Von Peter De Thier

In den USA zählen Optik und telegenes Erscheinen schon immer zu den unverzichtbaren Voraussetzungen für eine erfolgreiche politische Karriere. Über den Schauspieler und Präsidenten Ronald Reagan sagte einer seiner Strategen: „Kaum jemand wird einem Mann, der im hohen Alter noch so perfekte Haare hat, die Stimme verweigern!“. Auch illustrierte der Mythos um John F. Kennedy die Bedeutung des äußeren Erscheinungsbilds. Ein Präsident muss in der Wahrnehmung der amerikanischen Wähler Stärke und Männlichkeit ausstrahlen. Für gesundheitliche Schwäche bleibt da kein Raum. 

Täuschungsmanöver der Präsidenten

Deswegen kaschierte Kennedy seinen stark angeschlagenen Gesundheitszustand und die Tatsache, dass er während seiner gesamten Präsidentschaft unter dem Einfluss starker Schmerzmittel stand. Ein weiteres Beispiel ist der 32. Präsident Franklin Delano Roosevelt. Er versuchte, seine Polio-Erkrankung unter den Teppich zu kehren. Insbesondere sollte die Öffentlichkeit nicht sehen, dass Roosevelt fast immer im Rollstuhl saß. 

Umso interessanter sind in diesem Kontext die Hintergründe des letzten US-Wahlkampfs. Während des Sommers 2024 hatten führende Demokraten versucht, Biden zur Beendigung seines Wahlkampfs zu überreden. Seine öffentlichen Auftritte zeichneten sich durch Gebrechlichkeit und blamable Gedächtnislücken aus. Zudem bestätigten Umfragen, dass er im direkten Duell mit dem republikanischen Kandidaten Donald Trump kaum Chancen haben würde. Dennoch klammerte sich der 46. Präsident ans Amt und wollte lange Zeit nicht das Handtuch werfen. 

Physischer Verfall

Nun sind aber neue Einzelheiten über seinen wahren Gesundheitszustand ans Tageslicht gekommen. Demnach hatte sein Verfall Ärzten zunehmende Sorgen bereitet. Dies geht aus einem neuen Buch der Journalisten Jake Tapper und Alex Thompson hervor. Darin schreiben die Autoren unter Berufung auf gut unterrichtete Regierungskreise, dass „Bidens physischer Verfall so extrem wurde, dass es interne Diskussionen über die Notwendigkeit eines Rollstuhls gab“. Doch aus strategischen Gründen und angesichts der Sturheit des damaligen Präsidenten wurden die Pläne nie umgesetzt.

Unter anderem verkürzte das Team des inzwischen Ex-Präsidenten bei öffentlichen Auftritten die Gehwege zur Bühne. Auch wurde eine kleinere Treppe mit Geländerstangen installiert, damit er beim Einstieg in die Regierungsmaschine Air Force One nicht stürzt. Zudem berichten die Verfasser, dass der Präsident im Gespräch die Namen von Menschen vergessen hatte, die er seit Jahrzehnten kannte. Und wenn Biden müde war, verlor er die Orientierung und stammelte wirres Zeug. 

Unbeantwortete Fragen

Der Druck innerhalb der Partei führte dazu, dass Biden am 21. Juli einen Schlussstrich unter seine Präsidentschaftskampagne zog. Für Vorwahlen war es aber zu spät. Stattdessen fiel der Job, Trump zu besiegen, seiner Stellvertreterin Kamala Harris in den Schoß. Die Vizepräsidentin hatte nur drei Monate Zeit, den ebenso wie Biden unbeliebten Trump auszustechen. Harris, ihre Spender und Organisatoren zimmerten trotz der knappen Zeit eine überzeugende Präsidentschaftskampagne, die am Ende aber nicht zum Sieg reichte. Ob anstelle von Trump entweder sie oder ein anderer Demokrat heute Präsident wäre, wenn Biden früher das Handtuch geworfen hätte, wird immer eines der größten, unbeantworteten Rätsel in der jüngeren US-Geschichte sein.  

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