UBS

Schöne neue Welt

Die UBS braucht eine langfristig und glaubwürdige Wachstumsperspektive. So klar wie diese dem CEO Ralph Hamers vor Augen zu schweben scheint, ist sie aber kaum.

Schöne neue Welt

Die Wunden der Finanzkrise sind verheilt. Die UBS hat am Dienstag das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte vorgelegt. Wenn diese nach dem Drehbuch von CEO Ralph Hamers weitergeht, kann die Bank auch schon bald das immer noch gültige Rekordresultat aus dem Jahr 2006 übertreffen. Im Vergleich mit damals steht das Unternehmen solide da. Die Bilanz ist um zwei Drittel kleiner als zu den Zeiten von Marcel Ospel und Co, und trotzdem verfügt UBS über ein Drittel mehr Eigenkapital.

Das sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fortsetzung des Wiederaufstiegs der größten Schweizer Bank. Doch die Investoren erwarten viel, und die Wettbewerbsbedingungen im zunehmend hart umkämpften globalen Vermögensverwaltungsgeschäft dürften in den nächsten Jahren eher noch härter werden. Deshalb ist auch die Marktkapitalisierung der vergleichsweise robusten UBS von heute immer noch nur etwa halb so hoch wie die Börsenbewertung des Kartenhauses, das die Bank vor 15 Jahren war.

Um dies zu ändern, braucht UBS eine langfristig glaubwürdige Wachstumsperspektive. So klar wie diese dem CEO vor Augen zu schweben scheint, ist sie aber kaum. Die UBS segelt seit vielen Jahren mit dem Rückenwind der Notenbanken. Deren Politik des billigen Geldes hat bei der weltgrößten Vermögensverwalterin zu einem starken Anstieg der verwalteten Kundenvermögen geführt und die davon abhängigen Provisionserträge aufgebläht. Diese für die Bank überaus günstige Entwicklung hat die wettbewerbsbedingt kleiner werdenden Profitmargen im Vermögensverwaltungsgeschäft bislang überkompensiert.

Hamers weiß, dass dies nicht ewig so bleiben wird. Sein Rezept ist eine forcierte Digitalisierung der Bank, die auch eine Ausweitung des Leistungsangebots auf weniger betuchte Kunden zulässt. Ein entsprechendes Experiment ist in den USA angelaufen. Auch in China wittert die UBS Chancen. Die chinesische Regierung begrüßt derzeit das verstärkte Engagement von Auslandsbanken im Mittelstand.

In dieser schönen neuen Welt gibt es beträchtliches Potenzial. Allerdings birgt die Demokratisierung der im internationalen Geldgeschäft als Luxusmarke bekannten UBS auch etliche neue Risiken, die teilweise noch überhaupt nicht zu erkennen sind. Freilich gibt es für die UBS kaum Alternativen zur Vorwärtsstrategie. Denn in absehbarer Zeit könnte im internationalen Bankenmarkt das große Fressen wieder zum Thema werden. Die UBS will dann mit Sicherheit zu den Jägern gehören.