Moderate Gewinne nach Ukraine-Treffen
Finanzmärkte
Moderate Gewinne nach Ukraine-Treffen
Rüstungstitel geben nach – Ölpreis fällt – Hellofresh und Verve Group setzen Erholung fort
tom Frankfurt
Die europäischen Aktienmärkte haben mit Erleichterung auf die Ukraine-Verhandlungen in Washington reagiert. Der deutsche Leitindex konnte bis zum Abend moderate 0,5% auf 24.423 Zähler zulegen. Damit hat der Dax seinen schwächeren Wochenauftakt wettgemacht. Zudem bleibt das Allzeithoch von Mitte Juli bei 24.639 Punkten in Sichtweite. Um es zu erreichen, muss das Börsenbarometer allerdings zunächst die Charthürde im Bereich von 24.500 Punkten knacken.
„Es ist eine eher moderate, aber positive Reaktion“, sagte Elwin de Groot, Stratege bei der Rabobank, mit Blick auf die Friedensbemühungen. US-Präsident Donald Trump zufolge sollen sich in den kommenden Wochen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das russische Staatsoberhaupt Wladimir Putin treffen, danach soll es zu einem trilateralen Gipfel mit Trump kommen. Am Montag waren Trump, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und mehrere Regierungschefs aus Europa zusammengekommen. Da ein echter Durchbruch noch nicht gelungen sei, bleibe noch eine abwartende Haltung bestehen, konstatierten die Analysten von ActivTrades. Allerdings wolle niemand eine mögliche Friedensrally verpassen, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
Rüstungstitel mit Verlusten
Nach ihren Gewinnen vom Vortag standen Rüstungswerte am Dienstag wieder stark unter Druck. Anleger wetten nach dem Ukraine-Gipfel in Washington auf eine Beendigung des Krieges und stoßen Branchentitel daher ab. Rheinmetall verloren im Dax über 4%, im MDax erwischte es Hensoldt und Renk sogar noch stärker. „Der Sektor reagiert empfindlich auf Stimmungsänderungen bei den Friedensaussichten“, kommentierte Marcus Gavelli von Pareto Securities. Dennoch geht er eher von kurzfristigen Gewinnmitnahmen aus und nicht von einer Änderung der fundamentalen Daten.
Größter Gewinner im Dax waren Zalando mit einem Plus von über 4%. Die Baader Bank hatte das Unternehmen zuvor von „Add“ auf „Buy“ hochgestuft. Die neue Kaufempfehlung begründete Volker Bosse mit einem verbesserten Ausblick und Potenzial im Zusammenhang mit der Übernahme von About You durch den Online-Modehändler.
Hellofresh setzen Erholung fort
Im MDax setzte die Aktie von Hellofresh ihre Erholung vom Vortag fort. Die Titel legten um über 7% zu. Bereits am Montag hatten sie sich um 8,5% verbessert. Vorausgegangen war in der Vorwoche allerdings ein massiver Einbruch um rund 30%. Vor allem wegen eines starken Euro hatte der Versender von Kochboxen Mitte vergangener Woche eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr herausgegeben.
Im SDax sieht sich der Diagnostikkonzern Stratec trotz eines Umsatz- und Ergebnisrückgangs im zweiten Quartal auf dem Weg zu seinen Jahreszielen. Die Zahlen für das erste Halbjahr deckten sich mit den Erwartungen, sagte ein Händler. Das quittierten Anleger mit einem Aufschlag von über 4%.
Ölpreis gibt nach
Stärker noch präsentierte sich am Dienstag die Aktie der Verve Group, die an der Index-Spitze über 10% zulegen konnte. Damit erholten sich die Papiere des Index-Neulings am Kapitalmarkttag weiter von ihren jüngsten Verlusten. Ende vergangener Woche hatte der Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung die Prognose gekappt.
Auch am Rohölmarkt machten sich die Ukraine-Verhandlungen bemerkbar. Investoren setzten zunehmend darauf, dass die Gespräche zwischen Russland, der Ukraine und den USA zur Beendigung des Krieges in der Ukraine zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen russisches Rohöl führen und so das Angebot erhöhen könnten. Zumindest eine weitere Eskalation oder Verschärfung der Sanktionen gegen Russland durch die USA oder Europa scheint derzeit vom Tisch zu sein. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI fiel in der Spitze um jeweils 1,3% auf 65,75 bzw. 62,60 Dollar je Barrel.