Dubai lockt
Dubai lockt
Notiert in London
Lockruf des Geldes
von Andreas Hippin
Die Zeiten, in denen sich die Reichen und Schönen in London die Klinke in die Hand gaben, sind unwiderruflich vorbei. Immer mehr vermögende Briten streben in die Vereinigten Arabischen Emirate. Sommer, Sonne, Strand und Meer – Dubai lockt. Das gilt nicht nur für den Ex-Fußballprofi Rio Ferdinand. Auch in der City of London wohlbekannte Gesichter wie Alasdair Haynes, der Gründer der Börse Aquis Exchange, Charlie Mullins, der Gründer der Handwerkerplattform Pimlico Plumbers, und Nik Storonsky, der Gründer von Revolut, wendeten sich vom Vereinigten Königreich ab.
Richard Gnodde, den Vice Chairman von Goldman Sachs zog es nach Mailand. Die Gründer von London & Regional, Ian und Richard Livingstone, siedelten nach Monaco um. Schatzkanzlerin Rachel Reeves sorgte bereits durch ihren ersten Sparhaushalt, den sie 2024 zu Halloween vorlegte, für eine Auswanderungswelle. Das zeigen revidierte Daten des Statistikamts ONS zur Migration, die auf Grundlage anderer Quellen ein ganz anderes Bild ergeben als die bisherigen Zahlen. Demnach verließen im vergangenen Jahr nicht nur 77.000 Briten das Land, sondern 257.000.
Anhaltender Exodus
Verrechnet man das mit der Zahl der britischen Staatsbürger, die aus dem Ausland zurückkehrten, ergibt sich eine Nettoabwanderung von 114.000. Zuvor war das ONS von 17.000 ausgegangen. Peinlich ist der Behörde schon lange nichts mehr. Schließlich gab sie nur widerwillig zu, dass ihre Arbeitsmarktstatistik auf Grundlage einer von immer weniger Arbeitgebern beantworteten Umfrage weitgehend aussagefrei war. Aber vielleicht verhilft ihr ja die neue Methodik beim Thema Migration wenigstens auf diesem Feld zu besseren Daten.
Der Exodus dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen, nicht nur nach Dubai. Denn es drohen weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen, wenn Reeves am 26. November erneut zusätzliche Einnahmen mobilisieren muss, um den rasant wachsenden Staatskonsum zu finanzieren. Der Henley Private Wealth Migration Report geht davon aus, dass 16.500 Millionäre dem Vereinigten Königreich den Rücken kehren werden. Damit verwies Großbritannien China auf den zweiten Platz. In den vergangenen Jahren hatte stets die Volksrepublik die Liste der Länder angeführt, deren Millionäre das Weite suchen.
Mittelständler denken an Abwanderung
Einer Studie von Rathbones zufolge denkt einer von acht britischen Eigentümern kleiner und mittelgroßer Unternehmen darüber nach, das Land zu verlassen. Ein Drittel davon will lediglich den Firmensitz verlagern, ein Drittel den eigenen Wohnsitz und ein Drittel beides. Dubai rangierte als Wunschziel gleich hinter der europäischen Unternehmenssteueroase Irland.
Doch nicht nur Millionäre und Firmenbesitzer wandern ab. Auch Handwerker, Ärzte und andere dringend benötigte Fachkräfte sind unter denen, die sich eine neue Heimat suchen. Qualifizierte Abwanderung ist ein Problem, das die aktuelle Regierung nicht einmal ansatzweise erkennt.
