Schweizer Bank

Axel Weber entschweizert die UBS

Der irisch-amerikanische Manager Colm Kelleher soll auf der nächsten ordentlichen UBS-Aktionärsversammlung im kommenden April in den Verwaltungsrat gewählt werden.

Axel Weber entschweizert die UBS

dz

Der irisch-amerikanische Manager Colm Kelleher soll auf der nächsten ordentlichen UBS-Aktionärsversammlung im kommenden April in den Verwaltungsrat gewählt werden. Dort soll er den nach zehn Jahren abtretenden Präsidenten Axel Weber ablösen. Dies gab die größte Schweizer Bank am vergangenen Samstagmorgen offensichtlich nicht ganz planmäßig in Reaktion auf eine mediale Indiskretion bekannt.

Weber beschreibt den 1957 in Irland geborenen Manager als „einen der weltweit herausragendsten Banker“, der mit seinen mehr als 30 Jahren Führungserfahrung und seinen hervorragenden Beziehungen ideal zur UBS passe. Kelleher war ab 2016 bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2019 in der Funktion eines President für das Vermögensverwaltungsgeschäft und das institutionelle Wertpapiergeschäft von Morgan Stanley zuständig. Er stand in der Hierarchie direkt unter dem Konzernchef James Gorman.

Morgan Stanley ist der führende Vermögensverwalter in den USA. Die US-Banken hatten diesen Geschäftszweig nach der Finanzkrise stark ausgeweitet. Die Marktposition von Morgan Stanley geht nicht zuletzt auf die Akquisition von Smith Barney im Jahr 2009 zurück.

UBS hatte sich im Jahr 2000 mit der Übernahme von Paine Webber in den US-Vermögensverwaltungsmarkt eingekauft. Die Nominierung von Colm Kelleher kann als Indiz gewertet werden, dass die Bank in diesem Geschäft nicht zuletzt in den USA weiter wachsen will.

Der designierte Präsident steht somit für die fortgesetzte Internationalisierung der größten Schweizer Bank. Aber wofür steht dessen künftiger Vize Lukas Gähwiler, dessen Nominierung am Samstag ebenfalls bekannt gegeben wurde? Der 56-jährige Schweizer soll UBS „in den wichtigsten Schweizer Verbänden und Branchenorganisationen sowie bei politischen Interaktionen repräsentieren“, heißt es in der Medienmitteilung. Doch viel Einfluss dürfte Gähwiler im Aufsichtsgremium nicht erhalten. Zwar soll der aktuelle Vizepräsident Jeremy Anderson den Platz neben dem Präsidenten für den Schweizer Neuling freimachen. Doch der 63-jährige Brite bleibt „Senior Independent Director“, eine Rolle, die in besonderen Situationen viel Macht verleiht.

Freilich qualifiziert Gähwiler mit seiner über zehnjährigen Tätigkeit für UBS (zuletzt als Präsident von UBS Schweiz) ohnehin nicht als unabhängiger Verwaltungsrat. Seine Ernennung zum formell zweitwichtigsten Mann in dem künftig 13-köpfigen Gremium lässt dennoch vermuten, dass er dort auch die Funktion eines Feigenblattes erfüllen muss.

Ohne Schweizer Pass

Die UBS bricht mit dem ungeschriebenen Gesetz, nach dem bei den Schweizer Großbanken immer entweder der oberste Kopf im Verwaltungsrat oder in der operativen Konzernleitung einen Schweizer Pass haben muss. Seit der Berufung des Niederländers Ralph Hamers zum Nachfolger des Schweizers Sergio Ermotti im laufenden Jahr ist die größte Schweizer Bank von diesem Grundsatz bereits abgerückt.