ProSieben-Übernahme

Berlusconis Traum vom europäischen Fernsehkonzern

Mehr als sechs Jahre nach seinem Einstieg bei ProSiebenSat.1 ist MFE-CEO Pier Silvio Berlusconi am Ziel: Er kontrolliert die Mehrheit an dem deutschen Fernsehsender.

Berlusconis Traum vom europäischen Fernsehkonzern

Berlusconis Traum vom europäischen Fernsehkonzern

bl Mailand

Pier Silvio Berlusconi ist am Ziel: Mehr als sechs Jahre nach seinem Einstieg beim deutschen Fernsehsender ProSiebenSat.1 kontrolliert er mehr als 60% der Anteile an den Münchenern. Sollte er auf 75% kommen, könnte er einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen und bei ProSiebenSat.1 mit seiner Gesellschaft Media for Europe (MFE) durchregieren. In diesem Fall erwartet er Synergien von bis zu 419 Mill. Euro bis 2029.

Damit tritt der Sohn des ehemaligen Premierministers Silvio Berlusconi ein Stück weit aus dem Schatten seines Vaters. Auch in Italien war er lange unterschätzt und ein wenig belächelt worden. Doch Pier Silvio hat bei ProSiebenSat.1 Geduld und Durchsetzungsvermögen erwiesen. Auf ähnliche Weise war es ihm gelungen, den langjährigen MFE-Großaktionär Vivendi hinauszudrängen. Und er hat den Medienkonzern zur Nummer eins sowohl im Heimatmarkt Italien, als auch in Spanien gemacht. Berlusconi träumt von einer großen europäischen Senderfamilie. MFE ist neben Italien und Spanien nun in Deutschland, der Schweiz und in Österreich präsent. Im Visier sind Großbritannien, Frankreich und Portugal.

Was ProSiebenSat.1 bevorsteht

Redaktionell dürfte er sich bei ProSiebenSat.1 heraushalten. Will er aber die erhofften Synergien im Einkauf, durch eine gemeinsame Werbeplattform oder auf technologischer Seite realisieren, ist eine engere Führung wohl unausweichlich. Das dürfte auch in Bezug auf den Verkauf von ProSieben-Tochtergesellschaften gelten, auf den Berlusconi seit langer Zeit drängt.

Aus der Politik hält sich der Vater von zwei Kindern, der im ligurischen Jet-Set-Ort Portofino lebt, weitgehend heraus. Umso mehr ließ er kürzlich aufhorchen, als er einen Eintritt in die Politik nicht grundsätzlich ausschloss. Das Thema sei aber nicht aktuell. Sein Vater stieg mit 58 ein. Pier Silvio ist 56. Zusammen mit seiner Schwester Marina, die die Verlagsgruppe Mondadori führt, kontrolliert er 61% der Holding Fininvest, in der die Familie ihre Interessen gebündelt hat: 30% an der Bank Mediolanum, 53,3% an Mondadori, etwa 50% an MFE, eine Immobiliengesellschaft und diverse Anwesen.