Blackstone-Dealmaker aus Neuss „bullish für Deutschland“
Blackstone-Dealmaker aus Neuss „bullish für Deutschland“
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Mit mehr als 1 Bill. Dollar an verwaltetem Vermögen ist Blackstone die mit Abstand größte Private-Equity-Firma der Welt. Ihren Hauptsitz hat die Investmentgesellschaft in New York City. Und dort hat es ein Mann aus dem Rheinland bei Blackstone ganz weit nach oben geschafft.
Martin Brand leitet seit Januar das globale Private-Equity-Geschäft der US-Firma, also das Kerngeschäft mit den Buyout-Fonds für Unternehmensbeteiligungen. Im Rang eines Senior Managing Directors verantwortet der 50-Jährige Assets under Management mit einem Umfang von 371 Mrd. Dollar.
Aufgewachsen in Neuss
Brands Familie stammt aus Bocholt, und er wuchs in Neuss auf. Sein Vater ist Architekt, seine Mutter Grundschullehrerin. Zahlen haben ihn schon früh fasziniert. Er gewann den Bundeswettbewerb Mathematik für Schüler aus ganz Deutschland. Es folgte ein Studium der Mathematik und Informatik in Oxford („First Class Honors“) und obendrein ein MBA der Harvard Business School. Von dort ging es für den ersten Job in die Derivateabteilung von Goldman Sachs, dann für ein Jahr zu McKinsey, bevor Blackstone ihn abgeworben hat.
Seit 2005 lebt Brand nun schon in New York. Er ist nicht nur Dealmaker, sondern auch Familienmensch. Mit seiner Frau hat er drei Kinder: Alfie (6), Romy (4) und Ferdie (2). Weiterer Nachwuchs ist gerade unterwegs. Zeit für Deutschlandbesuche blieb da selten, aber das wird sich ändern: „Ich werde jetzt öfter in Deutschland sein", sagte Brand am Rande der Superreturn-Konferenz in Berlin der Börsen-Zeitung. „Wir sind sehr bullish für Deutschland. Es ist gut, dass es jetzt eine handlungsfähige Regierung gibt. Ein Deregulierungsschub tut Deutschland gut und setzt geistiges Kapital frei.“
Steil nach oben
Bei den Amerikanern ging es für Brand steil nach oben. Zunächst gab man ihm die Verantwortung für Tech-Investments, dann wurde er 2021 zum US-Chef innerhalb der Private-Equity-Abteilung befördert. Zu den Deals, für die Brand besonders bekannt ist, zählt die 20 Mrd. Dollar schwere Refinitiv-Transaktion. Blackstone erwarb 2018 einen Mehrheitsanteil (55%) an dem Datendienstleister von Thomson Reuters. 2019 verkaufte Blackstone den Anteil dann mit hohem Gewinn an die London Stock Exchange. Ebenfalls in Brands Verantwortungsbereich fiel das Investment beim norwegischen Kleinanzeigenriesen Adevinta, der auch viel Geschäft in Deutschland macht.
Rüstungssektor im Blick
„Die Turbulenzen im Verhältnis zur US-Regierung bringen vielleicht sogar neuen Schwung", sagte Brand über Deutschland. „Das Infrastruktur- und Rüstungspaket der Bundesregierung macht Investments in Deutschland attraktiver. Das erzeugt einen Boom in Verteidigungsausgaben. Wir sind bereit, in Firmen zu investieren, die hieran teilnehmen.“
Deutsch mit US-Zungenschlag
Wenn Brand auf eine Frage antwortet, dann scheint er stets kurz zu zögern. Vielleicht will er mit Bedacht sprechen. Vielleicht sucht er aber auch nur nach den richtigen Worten in seiner Muttersprache. Oft hätten ihn seine Kollegen bei Deals in deutschsprachige Unterredungen vorschicken wollen, sagt er lächelnd. Damit habe er sich gar nicht wohl gefühlt.
Doch jetzt wendet er sich verstärkt wieder Deutschland zu: „Die ganze Welt renationalisiert sich und wird unsicherer", sagte Brand. „Das Lockern der Schuldenbremse war die richtige Entscheidung. Das schafft nicht nur Chancen im Verteidigungssektor, wir setzen auch auf die digitale Souveränität Europas.“ Blackstone werde sowohl in Datenzentren in Deutschland investieren, als auch in Unternehmen, die von künstlicher Intelligenz profitieren.
KI für das Investment Komitee
„Im eigenen Unternehmen setzen wir künstliche Intelligenz sogar im Investment Komitee ein", verriet Brand. „Wir haben sie an den Protokollen früherer Sitzungen trainiert und lassen sie Fragen stellen. Diese Fragen klingen manchmal unsinnig, werfen aber manchmal auch völlig neue bedeutsame Aspekte auf.“
Weggefährten hat Brand oft mit seiner Hilfsbereitschaft und Unterhaltsamkeit beeindruckt. „Wenn ein Flug ausfällt und man am Airport feststeckt, dann ist Martin die Person, mit der es am leichtesten auszuhalten ist“, sagt eine hochrangige Managerin der spanisch-deutschen Private-Equity-Firma Altamar CAM. Er berichte dann oft von interessanten Büchern, die er gerade liest. Zurzeit, so berichtete er selbst, liest Brand „The Modern Mind“ von Peter Watson, eine Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Sein jüngster Sohn dagegen bevorzugt „Good night, good night, Construction Site“.