KfW

Bräunig übergibt Staffelstab an Wintels

Günther Bräunig hatte an der Spitze der Staatsbank KfW einen guten Lauf. Seinen Abschied will er im Sinne des Teamgeists als Staffelübergabe an seinen Nachfolger Stefan Wintels verstanden wissen.

Bräunig übergibt Staffelstab an Wintels

Von Jan Schrader, Frankfurt

Der Sport hält viele Metaphern bereit, auch für einen Abschied. Doch der scheidende KfW-Chef Günther Bräunig wollte nicht einfach über eine Ziellinie laufen und erst recht nicht sein Handtuch in den Ring werfen. Er legt Wert auf eine geordnete Übergabe des „Staffelstabs“ an seinen Nachfolger Stefan Wintels, wie in der KfW betont wird – und so nahm Bundesfinanzminister Olaf Scholz die Metapher des Laufsports in einer Rede auf einer Feier anlässlich des Führungswechsels an der Spitze der KfW Ende September wieder auf: „Wie bei einem Laufwettbewerb geht es auch bei uns und den Aufgaben der KfW ums Tempo – und darum, auch die anderen im Blick zu haben.“ Laufwettbewerbe werden in der Politik gerne als Teamsport gedeutet.

Im Sport dauert eine Staffelstabübergabe einen Wimpernschlag, im Management einer Bank vergeht dabei ein Monat: Im Oktober haben Bräunig und sein Nachfolger Wintels als Synchronschwimmer – Pardon! – als Co-Vorstandsvorsitzende die Bank geführt, jetzt hat Bräunig den Sprung in den Ruhestand geschafft. Zweimal bekamen die KfW-Beschäftigten in einem Video die beiden Sportler als Teamplayer zu sehen: Zunächst befragte Bräunig seinen Kollegen zu dessen Wechsel zur KfW, während Wintels den Ball in einem weiteren Video zurückspielte und Bräunig zu dessen langer Zeit bei der Staatsbank interviewte. Bei einem Wechsel an der Spitze achtet das Publikum auf eine saubere Ausführung. Nachdem sich die Klärung der Führungsfrage über ein halbes Jahr hingezogen hatte, durfte die KfW auch nicht mehr allzu viele Punkte verlieren.

Fitness hat Bräunig längst unter Beweis gestellt: Seit 1989 gehörte er zur KfW, seitdem strampelte er sich nach oben. Als der Düsseldorfer Mittelstandsfinanzierer IKB in der Finanzkrise nach einem K.o.-Schlag aus dem Ring getragen werde musste, lag es am  KfW-Gesandten Bräunig, der Bank auch mithilfe entsprechender finanzieller Substanzen wieder­ Standfestigkeit einzuflößen. Für ihn war es ein kräfteraubender Abschnitt, der seine Position im Vorstand der Kreditanstalt aber gestärkt hat. Seit 2018 steht er an der Spitze der KfW. Die Coronakrise bescherte ihm eine erneut herausfordernde Aufgabe, die einen Manager in seiner Klasse aber nicht umhaut.

Der neue Läufer Wintels ist nach zwei Jahrzehnten im Konzern der Citigroup sicher ebenfalls ausdauernd, die Staatsbank wird sein Können aber wohl auf neue Weise herausfordern. Die Verhandlungen der angehenden Ampel-Koalitionäre werden voraussichtlich neue Aufgaben für die Bank mit sich bringen, wie bereits der voraussichtlich künftige Bundeskanzler Scholz in seiner Festrede erkennen ließ. Es komme nun darauf an, „im vollen Lauf“ eine Gesellschaft „klimaneutral“ zu gestalten. Bis dahin wird der Staffelstab freilich noch durch viele Hände gehen. Spielführer Wintels muss aber die Richtung anzeigen.

Derweil ist noch offen, wer künftig für KfW-Inlandschefin Ingrid Hengster auf den Platz laufen wird. Die Managerin war über Monate als mögliche Nachfolgerin für Bräunig gehandelt worden, ehe die Wahl auf Wintels fiel. Für Hengster war es wohl nicht leicht, diese Niederlage sportlich zu nehmen. Aus dem Vorstand der KfW wird sie sich voraussichtlich gegen Jahresende abseilen, ehe sie als Deutschlandchefin von Barclays aufläuft. Die Ampel-Koalitionäre müssen noch die Nachfolge ausfechten – und nach außen den geforderten Teamgeist wahren.