Zwist über Börsenpläne

Chinesische Fosun erzwingt Chefwechsel bei Club Med

Nach Unstimmigkeiten zwischen Eigentümer und Unternehmenschef gibt es bei Club Med einen Führungswechsel. Der Ferienclub-Spezialist soll künftig offenbar von dem bisherigen Carrefour Brasilien-Chef geleitet werden.

Chinesische Fosun erzwingt Chefwechsel bei Club Med

Chinesische Fosun erzwingt Chefwechsel bei Club Med

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Unstimmigkeiten zwischen dem chinesischen Eigentümer und dem französischen Unternehmenschef sorgen bei Club Med für einen Führungswechsel. Stéphane Maquaire, bis vor kurzem Brasilien-Chef von Carrefour, soll den Ferienclub-Betreiber dem Vernehmen nach künftig als Nachfolger des langjährigen Chefs Henri Giscard d'Estaing lenken. Das berichteten französische Medien wie „Les Echos“ übereinstimmend. Club-Med-Besitzer Fosun Tourism Group ließ eine entsprechende Anfrage der „Börsen-Zeitung“ zunächst unbeantwortet.

Giscard d'Estaing ist von der zum Fosun-Konglomerat gehörenden Gruppe eigenen Angaben zufolge aus dem Unternehmen gedrängt worden. Der Sohn des früheren französischen Präsidenten Valérie Giscard d'Estaing stand seit mehr als 20 Jahren an der Spitze von Club Med. Er sei gezwungen, sein Amt niederzulegen, da Fosun jemand anderes dafür ernannt habe, erklärte der 68-Jährige gegenüber Journalisten. Den Namen seines Nachfolgers nannte er jedoch nicht.

Suche nach Investoren

Zwischen Giscard d'Estaing und Fosun gab es zuletzt zahlreiche Spannungen. Der Manager hatte vergeblich versucht, das Konglomerat zu überzeugen, Club Med ab dem ersten Halbjahr 2026 wieder zurück an die Börse von Paris zu bringen, wo das Unternehmen bis 2015 gelistet war. Fosun hatte daraufhin klargestellt, dass es derzeit keine Pläne für einen Börsengang von Club Med gebe. Das chinesische Konglomerat hat erst vor kurzem die Fosun Tourism Group von der Börsen genommen und versucht, das Kapital von Club Med für Minderheitsinvestoren zu öffnen. Doch der für den Feriendorf-Betreiber verlangte Preis sei zu hoch gewesen, heißt es in Paris.

In Deutschland aktives Konglomerat

In Deutschland dagegen hatte Fosun bereits vor einem Jahr einen Käufer für Hauck Aufhäuser Lampe gefunden. ABN Amro hat die Übernahme der Privatbank gerade abgeschlossen. Das von Milliardär Guo Guangchang gegründete Konglomerat hatte Hauck & Aufhäuser 2015 erworben, Lampe war 2021 dazugekommen. Fosun gehören in Deutschland auch das Run-Off-Unternehmen Frankfurter Leben, das Modelabel Tom Tailor und der Anlagenbauer FFT Produktionssysteme. Einst war die Gruppe auch an dem deutsch-britischen Geldhaus BHF Kleinwort Benson beteiligt, um das es sich 2015 einen Bieterwettkampf mit Oddo & Cie geliefert hatte. Schließlich zog es die Offerte zurück und verkaufte seine Anteile an die französische Bank.

Als Chef von Club Med erwartet Maquaire keine leichte Aufgabe. Die Belegschaft des Ferienspezialisten ist wegen dem Abgang Giscard d'Estaings stark verunsichert. Er hat jetzt auch auf das Risiko hingewiesen, dass das Entscheidungszentrum von Club Med von Paris nach Schanghai verlegt werden könnte.

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