Cuerpo und Šadžius fordern Eurogruppen-Chef Donohoe heraus
Cuerpo und Šadžius fordern Donohoe heraus
fed Frankfurt
Vorsitzende der Eurogruppe gehen gerne in die Verlängerung. Lediglich der Portugiese Mário Centeno beließ es bislang bei einer Amtszeit. Der Niederländer Jeroen Dijsselbloem hingegen wurde wiedergewählt und der Luxemburger Jean-Claude Juncker war sogar sieben Jahre an der Spitze des Gremiums der Euro-Finanzminister. Der gegenwärtige Amtsinhaber Paschal Donohoe ist seit 2020 Eurogruppen-Chef und hat seinen Hut nun für eine dritte Amtszeit in den Ring geworfen.
Der Ire hat bislang das Vertrauen seiner Amtskollegen erfüllt, dürfte sich also durchaus Chancen für weitere zweieinhalb Jahre ausrechnen. Freilich war der Vorsitz im Spitzengremium der 20 Finanzminister der Staaten mit einer gemeinsamen Währung in den 2020er Jahren auch bislang weniger herausfordernd als in der vorausgegangenen Dekade. Denn in den Jahren der Staatsschuldenkrise stand die Eurogruppe viel stärker im Zentrum – Donohoe musste bislang nicht einmal annähernd so viele Krisentreffen leiten wie einst Dijsselbloem.
Wenn in einer Woche am 7. Juli über die Personalie abgestimmt wird, treten neben dem Fine-Gael-Mann Donohoe noch zwei andere Kandidaten an: der Litauer Rimantas Šadžius und der Spanier Carlos Cuerpo. Ihre öffentlichen Bewerbungsschreiben für den Posten unterscheiden sich nicht sehr stark. Alle bekennen sich zu den Zielen von Spar- und Investitionsunion, Kapitalmarktunion, Bankenunion – also zu einem engeren Finanzbinnenmarkt.
Ehrlicher Makler
In den Nuancierungen sind freilich andere Gewichtungen zu erkennen. Cuerpo stellt Wachstum in den Mittelpunkt und erkennt eine „einmalige Chance“, die internationale Rolle des Euro zu stärken. Er drängelt vor diesem Hintergrund darauf, das Projekt des digitalen Euro zum Abschluss zu bringen. Šadžius betont die Bedeutung, sehr zügig die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone zu stärken. Er plädiert für die Idee eines 28. Regimes, um es Unternehmen zu erleichtern, Geschäfte in der Eurozone zu treiben. Amtsinhaber Donohoe bewirbt sich für die dritte Amtszeit mit der Ambition, die Eurozone in unsicheren Zeiten resilienter zu machen – und dabei die Rolle eines ehrlichen Maklers zwischen den 20 (und mit Bulgarien bald 21) Ländern zu übernehmen. Übrigens eine Rollenbeschreibung, die auch der Balte Šadžius vor Augen hat. Der Litauer ist mit 64 Jahren der älteste der drei Kandidaten. Der Sozialdemokrat spricht fünf Fremdsprachen, hat Chemie und Recht studiert und in einem physikalischen Institut gearbeitet. Er war Sozial- und Gesundheitsminister, bevor er zum Finanzminister berufen wurde.
Cuerpo ist 20 Jahre jünger als Šadžius – und ist spanischer Finanzminister, seit seine Vorgängerin Nadia Calvino als Präsidentin zur Europäischen Investitionsbank gewechselt ist. Der promovierte Ökonom, der den Sozialdemokraten nahesteht, hat einige Jahre in Ministerien und Steuerbehörden gearbeitet. Auch kennt er die Brussels Bubble, denn er war bereits für die EU-Kommission tätig.