Pharmakonzern

Der neue Roche-Chef verliert seinen wichtigsten Manager

Pharmachef Bill Anderson verlässt Roche zum Jahresende. Damit hat der designierte Konzernlenker Thomas Schinecker bereits eine zentrale Personalie auf dem Tisch.

Der neue Roche-Chef verliert seinen wichtigsten Manager

dz Zürich – Drei Monate bevor der neue Roche-Chef Thomas Schinecker offiziell im Sessel von Severin Schwan Platz nehmen wird, hat der designierte CEO bereits alle Hände voll zu tun. Gemäß einer am Montag von Roche verbreiteten Mitteilung wird Pharmachef Bill Anderson den Konzern per Jahresende verlassen, um seine Karriere außerhalb des Unternehmens fortzusetzen. Ein Nachfolger werde bis Ende März bestimmt.

Tiefgreifende Transformation

Die Pharmasparte ist die Flaggschiffdivision des Konzerns und ihr Leiter ist naturgemäß eine Schlüsselfigur in der gesamten Unternehmensführung. Die Bedeutung des 56-jährigen Amerikaners in der Roche-Führung ist umso größer, als der gelernte Chemieingenieur die Pharmadivision mit ihren rund 40 000 Angestellten in den vergangenen Jahren einer tiefgreifenden Transformation unterzogen hat. Anderson versprach vor Jahresfrist im Gespräch mit der „Neuen Zürcher Zeitung“, Roche werde bis 2030 einen drei- bis fünfmal so hohen Nutzen für die Patienten herausholen und die für die Gesellschaft entstehenden Kosten halbieren. Weniger Hierarchien, mehr Eigenverantwortung und mehr Leistungswillen sind die Erfolgsrezepte des Managers aus Texas.

Noch-CEO Severin Schwan lässt sich in der Medienmitteilung mit der Aussage zitieren, Anderson habe die Transformation von Roche maßgeblich mitgestaltet und in seiner 16-jährigen Karriere bei Roche „hervorragende Führungsqualitäten unter Beweis gestellt“.

Das Risiko der Ernennung

Das größte Risiko der im Sommer angekündigten Führungsrochade mit Schineckers Ernennung zum neuen CEO und Schwans Berufung zum nächsten Verwaltungsratspräsidenten und Nachfolger von Christoph Franz war im Urteil der Schweizer „Handelszeitung“ denn auch eine vorzeitige Kündigung Andersons.

Die erfolgreiche Lancierung des Mulitiple-Sklerose-Medikamentes Ocrevus und andere Leistungen unter Andersons Ägide waren zwar ausschlaggebend dafür, dass Roche nach dem Verlust mehrerer Patente auf überaus umsatzstarken Krebstherapien nicht über die gefürchtete Patentklippe fiel. Doch zuletzt musste auch Anderson einen schmerzhaften Rückschlag hinnehmen.

Gantenerumab, ein Antikörper, von dem sich der scheidende Pharmachef noch im Oktober gute Chancen im Kampf gegen den geistigen Verfall von Alzheimerpatienten erhofft hatte, hat nur ein Monat später nicht die erhofften Ergebnisse einer klinischen Studie gebracht. Die Forschung wurde eingestellt.

Mit dem Immunologen und Professor an der Yale Universität Akiko Iwasaki und dem amtierenden Nestlé-CEO Mark Schneider werden im Frühjahr auch zwei neue Mitglieder in den Roche-Verwaltungsrat einziehen. Schneider folgt auf den früheren Nestlé-Chef Paul Bulcke der sich im Frühjahr 2022 nach 11-jährige Mitarbeit im Roche-Verwaltungsrat nicht mehr zur Wiederwahl stellte.

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