Deutsche Bank baut den Vorstand um
Von Karin Böhmert
und Bernd Neubacher, Frankfurt
Die Deutsche Bank baut ihren Vorstand und dessen Zuständigkeiten mit Wirkung zum 1. Mai rigoros um. Der Schritt erfolge im Zuge der im Dezember vergangenen Jahres eingeleiteten dritten Phase ihrer Transformation, teilt die Bank mit. Ziel des Umbaus sei es, dass das Managementteam seinen Fokus stärker auf die vier Geschäftsbereiche – Investmentbank, Unternehmensbank, Privatkundenbank, Assetmanagement – legt, um nachhaltig profitabel zu sein.
Vertrag bis 2026
Den bis 2022 befristeten Vertrag von Vorstandschef Christian Sewing hat der Aufsichtsrat bis April 2026 verlängert. Im Markt war zuletzt gleichwohl die Erwartung formuliert worden, der Aufsichtsrat dürfte damit warten, bis die Nachfolge des 2022 ausscheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner geregelt ist, um die künftig das Kontrollgremium leitende Person in die Entscheidung einzubinden.
Wie nicht zuletzt von der Aufsicht erwartet, gibt der Manager seine Verantwortung für die Investmentbank und für die Unternehmensbank an Fabrizio Campelli ab (vgl. BZ vom 27. März). Operativ liegt die Leitung der Investmentbank weiterhin bei Mark Fedorcik und Ram Najak sowie im Falle der Unternehmensbank in den Händen von Stefan Hoops.
Campelli wiederum übergibt die Vorstandszuständigkeit für die Personalentwicklung, für die er neben dem Konzernumbau seit 2019 verantwortlich war, an den Vorstandsvorsitzenden ab. Die europäische Bankenaufsicht hatte der Doppelfunktion Sewings als Vorstandsvorsitzender und Leiter der Investmentbank dem Vernehmen nach nur für eine Übergangszeit zugestimmt. Die Neuordnung gebe Sewing nun mehr Freiraum, sich auf bereichsübergreifende Themen wie Kundenfokus, Nachhaltigkeit und das Kontrollumfeld zu konzentrieren, erklärte Aufsichtsratschef Achleitner. Zudem warten auf Sewing weitere Aufgaben. So wird er den Erwartungen zufolge im April Hans-Walter Peters als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ablösen, der nach dem Rücktritt Martin Zielkes im vergangenen Jahr interimsweise eingesprungen war.
COO Kuhnke geht
Campellis Zuständigkeit für den Umbau („Transformation“) der Bank geht an Rebecca Short über, die damit vom Konzernleitungskomitee (GMC), also der zweiten Führungsebene, in den Vorstand aufrückt. Short, bislang Chefin der Finanzplanung und -steuerung, übernimmt den Bereich Einkauf, dem mit Blick auf die angestrebten Kostensenkungen eine zentrale Bedeutung zukommen dürfte. Zudem verantwortet sie im Vorstand künftig die Abbaueinheit Capital Release Unit.
Aufgelöst wird im Zuge des Revirements das von Chief Operating Officer (COO) Frank Kuhnke geleitete Vorstandsressort Betriebsorganisation. Kuhnke wird die Bank verlassen. Achleitner dankte ihm für „35 Jahre erfolgreiche und verdienstvolle Arbeit“. Als COO habe er in den vergangenen drei Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass die Bank sich stabilisiert habe und ihre strategischen Ziele erreichen konnte. Kuhnke hatte sich mit hoher Effizienz in der Umsetzung strategischer Maßnahmen intern neben großem Respekt den Spitznamen „Frank the Tank“ erworben. Angesichts einer ausbleibenden Verlängerung seiner in diesem Jahr auslaufenden Bestellung war bei Marktbeobachtern schon in den vergangenen Wochen die Frage nach seiner beruflichen Zukunft aufgeworfen worden. Entsprechende Anfragen der Börsen-Zeitung hatte die Bank ins Leere laufen lassen.
Zugleich kündigt die Bank eine Reorganisation ihrer Infrastruktur an, „um den Blick auf Kontrollen, Kosten und Risiken weiter zu schärfen“. Die einzelnen Teile der Betriebsorganisation würden auf die Vorstandsmitglieder aufgeteilt und sollten dadurch enger mit den jeweiligen Geschäftsbereichen verzahnt werden, heißt es. Damit revidiert die Bank ihre 2012 postulierte Zentralisierung der Betriebsorganisation.
Neben dem Einkauf, den Short übernimmt, soll Campelli die geschäftsnahen Teile der Betriebsorganisation so mit der Investmentbank und der Unternehmerbank verbinden, wie es sich laut Deutscher Bank in der Privatkundenbank und beim Vermögensverwalter DWS bereits bewährt hat. Die übrigen COO-Bereiche wird größtenteils Bernd Leukert als Vorstand für Technologie, Daten und Innovation verantworten.
Ebenfalls den Vorstand verlassen wird Risikovorstand Stuart Lewis, allerdings erst im nächsten Jahr. Als dienstältestes Mitglied des Gremiums, dem er seit neun Jahren angehört, habe er den Aufsichtsrat gebeten, zur Hauptversammlung 2022 aus dem Gremium ausscheiden zu können, heißt es. Rechts- und Regulierungsvorstand Stefan Simon übernimmt bereits ab Mai dieses Jahres die Bereiche Compliance und Kampf gegen Finanzkriminalität, um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, wie es heißt. Ziel dieser Neuausrichtung sei es, die Bereiche zu bündeln, die besonders stark von rechtlichen Vorgaben und einem engen Austausch mit den Aufsichtsbehörden geprägt seien. Ansonsten bleibe der Risikobereich der Bank unverändert, teilt die Bank mit. Über Lewis’ Nachfolge entscheide der Aufsichtsrat zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Leitung der Privatkundenbank in Deutschland, die der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Karl von Rohr interimistisch wahrgenommen hatte, als Manfred Knof zur Commerzbank als deren Chef wechselte, wird künftig Lars Stoy übernehmen, der bislang im Heimatmarkt die Marke Postbank verantwortet. Stoy rückt als Mitglied in das Konzernleitungskomitee auf und berichtet an von Rohr, der die Regionen Deutschland und EMEA, die Privatkundenbank insgesamt und die Vermögensverwaltung verantwortet.
Unterhalb des Vorstands gab es ebenfalls Veränderungen. So wird Personalchef Michael Ilgner ab sofort an Sewing berichten und künftig das Immobilienmanagement verantworten, um die Gebäudestrategie an die veränderte Arbeitswelt anzupassen, wie die Bank mitteilt. Im Geschäftsbereich Assetmanagement wurde der Vertrag mit DWS-Chef Asoka Wöhrmann bis 2024 verlängert.