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Die große Jensen Huang-Show

Der Nvidia-CEO spendet gerne Milliarden für Europa. Um dessen KI-Souveränität geht es ihm dabei nicht, sondern um die Sicherung eines Milliardenmarktes

Die große Jensen Huang-Show

Die große
Jensen-Huang-Show

Von Heidi Rohde, Frankfurt

In Berlin, wo Telekom und Nvidia ihre Industrial AI Cloud vorgestellt haben, stand Jensen Huang mit einer Körpergröße von 1,72 Meter praktisch unter Riesen. Telekom-Lenker Tim Höttges misst 1,93 Meter und auch die Entourage aus Digitalminister Karsten Wildberger, Forschungsministerin Dorothee Bär sowie Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing und der selbst nicht hochgewachsene SAP-Chef Christian Klein überragten den Nvidia-CEO teils deutlich.

In Wahrheit aber war Jensen Huang auf dieser Bühne der Größte. Der gebürtige Taiwanese, der neben der amerikanischen auch die chinesische Staatsbürgerschaft besitzt, hat in einem Schnellrestaurant in Kalifornien 1993 eine Firma gegründet, ohne die die Veränderungen, die Künstliche Intelligenz (KI) bewirkt, wohl nie in dieser Geschwindigkeit stattgefunden hätten.

Hochleistungsprozessoren – oder wie Huang sie nennt: KI-Fabriken – von Nvidia sind die Triebfedern eines revolutionären Wandels in den Produktionsprozessen der physischen Fabriken. Und nicht nur das – sie verändern Wirtschaft und Wissenschaft mit einer Dynamik, die alles einreißt, was nicht Schritt hält.

Wertvollstes Unternehmen der Welt

In rund zwei Jahrzehnten hat der heute 50jährige, der mit Jeans und schwarzer Lederjacke selbst zur Marke geworden ist, aus einem Start-up das mit aktuell 4,8 Bill. Dollar Marktkapitalisierung wertvollste Unternehmen der Welt gemacht, 15 mal so schwer wie SAP und 32 mal so schwer wie die Deutsche Telekom. Und Jensen Huang lässt auch bei der Verkündung der Kooperation mit der Telekom zum Bau des Rechenzentrums, dessen Daten in Deutschland bleiben und dessen Betrieb in deutscher Hand bei T-Systems liegen wird, keinen Zweifel daran, wer Initiator und treibende Kraft war. Er selbst ist bei der Telekom vorstellig geworden und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass aus einer „Idee in sechs Monaten ein spruchreifes Projekt“ geworden ist. „Das hier ist eine einmalige Chance für die deutsche Industrie“, wirbt er eindringlich. Für die „deutsche Ingenieurskunst“, die er immer bewundert habe, sei der Einsatz von KI das Sprungbett in die Zukunft, in der ohne KI kein Erfolg möglich sei.

Großzügiges Geschenk

Stolz präsentiert der Nvidia-Chef sein „Geschenk“, den neuesten Supercomputer der Blackwell-Reihe, die die leistungsfähigsten Chips des Konzerns umfasst. Telekom und Nvidia äußern sich nicht dazu, wie sich die genannte Investitionssumme von 1 Mrd. Euro aufteilt, aber es dürfte sich um einen Gegenstandswert handeln. Da das Rechenzentrum im ersten Quartal 2026 bezugsfertig sein soll, muss das Gebäude samt Infrastruktur wohl schon stehen. Die Telekom stellt also, was sie schon übernommen hat, Nvidia stellt die Rechner, SAP stellt die Software-Infrastruktur und T-Systems managt den Betrieb.

Für jedes Land

Huang blickt in Berlin auch gleich über den Tag hinaus. „Jedes Land in Europa braucht so ein Rechenzentrum“, unterstreicht der umtriebige Manager, der allerdings betont, dass einige seiner wichtigsten Kunden in Deutschland sitzen. Zum Beispiel die Autoindustrie, die auf Nvidia-Chips nicht mehr verzichten kann.

Derzeit stehen 70% aller KI-Rechner in den USA, 14% in Asien und nur 5% in Europa. „Ich stehe bereit, weitere Milliarden zu investieren, um die Industrie in Europa voran zu bringen“, sagt der Nvidia-Chef. Europäische Souveränität interessiert den Cosmopoliten dabei wenig. Ihm geht es darum, dass Europa nicht abgehängt wird, weil für Nvidia dann ein riesiger Wachstumsmarkt ausbliebe. Liebend gerne unterstützt er daher die Aufholjagd Europas bei KI.