PersonenKatalanische Banker-Legende

Die letzte Schlacht des Sabadell-Chairman Josep Oliu

Mit seinen 75 Jahren und einem Vierteljahrhundert an der Spitze kämpft Josep Oliu gegen die feindliche Übernahme durch BBVA.

Die letzte Schlacht des Sabadell-Chairman Josep Oliu

Die letzte Schlacht des großen katalanischen Bankers

Von Thilo Schäfer, Madrid

Auf der Hauptversammlung am 10. April feierte Josep Oliu den Rekordgewinn von 1,3 Mrd. Euro von Banco Sabadell im vergangenen Jahr. 2024 werde „das Jahr der Konsolidierung des Geschäftsmodells mit dem Ziel, die Rendite auf über 11,5% zu steigern“, erklärte der langjährige Vorsitzende von Spaniens viertgrößtem Kreditinstitut den Eigentümern.

Doch zwei Wochen danach flatterte unverhofft ein Übernahmeangebot des großen heimischen Mitbewerbers BBVA ins Haus. Oliu und der Aufsichtsrat wiesen die Offerte zurück, da sie die Bank ihrer Meinung nach unterbewerte. Kurz darauf machte BBVA ein feindliches Angebot direkt an die Aktionäre von Sabadell, das in Bankenkreisen für Verwunderung sorgte.

Ein Vierteljahrhundert unter seinem Einfluss

Mit seinen 75 Jahren zeigt sich der Banker entschlossen, seine Karriere nicht mit dem Ende des traditionsreichen Geldinstituts aus Katalonien zu beschließen, dessen Führung er 1999 von seinem Vater übernommen hatte. Oliu ist einer der letzten langjährigen Bankenlenker in Spanien, zusammen mit Isidro Fainé, dem früheren Chef des katalanischen Rivalen La Caixa, der heute die Stiftung führt, die Großaktionär der drittgrößten Bank des Landes ist. Vor Jahren hatten beide eine Fusion der beiden katalanischen Institute geplant, die aber im Sande verlief.

Oliu kam 1949 in der Industriestadt Sabadell in der Nähe von Barcelona auf die Welt, wo die Bank 1881 gegründet worden war. Er studierte an der Universität von Minnesota, promovierte in Wirtschaftswissenschaften in Oviedo und arbeitete lange im akademischen Bereich, für den Staat und die Weltbank, bevor er 1999 den Vorsitz übernahm.

Aus einer mittleren Bank machte er ein Großinstitut mit Zukäufen etwa von Banco Guipuzcoano, Banco Gallego oder der Sparkasse CAM. Der Kauf der britischen TSB versetzte Sabadell vor Jahren wegen technologischer Probleme und dem Brexit in Schieflage. Gespräche über eine Fusion mit BBVA scheiterten 2020.

Hilfe der Politik

Oliu übergab die Geschäfte an den neuen CEO César González-Bueno, hat jedoch als Non-Executive Chairman weiterhin viel Macht. Es gelang die Wende zur Profitabilität und der Marktwert vervierfachte sich. Nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien war Banco Sabadell das erste von vielen katalanischen Unternehmen, das seinen Stammsitz aus Katalonien verlegte, in diesem Fall nach Alicante. Der Banker fiel oft mit leidenschaftlicher Kritik an der Politik auf, etwa gegen die Linkspartei Podemos, die Sondersteuer für Banken oder die Regulierung. „Jede unternehmerische Initiative wird als organisierte Kriminalität verdächtigt“, sagte er einst.

Dennoch ist die Politik in der Abwehr gegen BBVA nun der beste Verbündete von Oliu, zusammen mit den Gewerkschaften, die um Arbeitsplätze fürchten, und großen Teilen der Wirtschaft, wo man eine weitere Konsolidierung der Bankbranche aus Wettbewerbsgründen skeptisch sieht. Die Regierung hat angekündigt, dass sie eine Übernahme durch BBVA kaum verhindern könne, wohl aber eine organisatorische Verschmelzung. Als Beispiel wird Banesto genannt, die lange eine eigenständige Tochter von Santander war, bevor sie doch einverleibt wurde.

Wie auch immer der Übernahmekampf ausgeht, in Zukunft wird Sabadell nicht mehr von der Familie Oliu geleitet. Der älteste Sohn des Vorsitzenden, Jaume Oliu, trat 2021 von einem führenden Posten bei der Bank zurück, um einen eigenen Fonds zu gründen.

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