Generationenwechsel

Dirk Roßmann reicht das Ruder an Sohn Raoul

Der Gründer der zweitgrößten Drogeriekette Deutschlands tritt Ende September von der Geschäftsführung ab. Der Rossmann Beteiligungs GmbH bleibt der dann 75-Jährige aber noch als Chef erhalten. Künftig will er sich aber stärker der Schriftstellerei widmen.

Dirk Roßmann reicht das Ruder an Sohn Raoul

kro − Fast 50 Jahre nach Eröffnung seines ersten „Markts für Drogeriewaren“ in Hannover tritt Dirk Roßmann von der Spitze seines Firmenimperiums zurück. Nach Vollendung seines 75. Lebensjahres werde er sich zum 30. September 2021 aus der Rossmann-Geschäftsführung zu­rückziehen, teilte das Unternehmen am Montag in Großburgwedel bei Hannover mit. Übernehmen soll ab dann der 36-jährige Sohn Raoul Roßmann, der schon länger als designierter Nachfolger seines Vaters galt. Er verantwortet bereits seit einigen Jahren das operative Geschäft der Drogeriemärkte. Seit 2015 ist er Ge­schäftsführer im Bereich Einkauf und Marketing. Weiterhin in der Geschäftsführung seien Dirk Roßmanns Ehefrau Alice Schardt-Roßmann, Michael Rybak und Peter Dreher tätig.

Schneller Siegeszug

Mit seiner Geschäftsidee eines Drogeriemarkts mit Selbstbedienung statt Theke und Discountpreisen hatte der 1946 geborene Roßmann eine Revolution im Einzelhandel losgetreten. Im Alter von 25 Jahren eröffnete der gelernte Drogist seine erste Filiale − mit überaus großem Erfolg. Zehn Jahre später, in der Zwischenzeit war die Preisbindung für Drogerieartikel aufgehoben worden, zählte das Unternehmen bereits 100 Filialen in Norddeutschland und war somit Marktführer in der Region. Heute gehört es mit mehr als 4 200 Filialen und 56 300 Mitarbeitern zu den größten Drogeriemarktketten in Europa. In diesem Jahr sollen noch mal knapp 200 neue Filialen hinzukommen. Im vergangenen Jahr erzielte die Kette einen Umsatz von insgesamt 10,35 Mrd. Euro − das waren 3,5 % mehr als im Vorjahr. Das lag aber weniger an den coronabedingten Hamsterkäufen der Kunden, sondern mehr an der deutlich gestiegenen Nachfrage nach Spielwaren, und Schreibwaren, aber auch Fieberthermometern, wie Roßmann dem Deutschlandfunk in einem Interview verraten hatte. In Deutschland wuchsen die Erlöse sogar etwas stärker auf 7,33 Mrd. Euro. Konkurrent dm, die Nummer Eins im Land, kam in seinem Geschäftsjahr 2019/20 auf einen Umsatz von 8,5 Mrd. Euro.

Vom Unternehmer zum Autor

Dirk Roßmann will sich nach seinem Abtritt keineswegs gänzlich aus dem Familienunternehmen zurückziehen. Er bleibe im Beirat der Rossmann-Drogeriemärkte und außerdem Geschäftsführer und Sprecher der Rossmann Beteiligungs GmbH, hieß es weiter. Die Gesellschaft ist zu 60 % an den Drogeriemärkten beteiligt und hält darüber hinaus nach eigenen Angaben 60 weitere Beteiligungen, darunter etwa eine Sperrminorität beim Finanzinvestor und früheren SDax-Mitglied Deutsche Beteiligungs AG (DBAG).

Dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Wechsel an der Unternehmensspitze ansteht, hatte sich bereits abgezeichnet. So hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erst Ende August darüber berichtet, dass Sohn Raoul zuletzt immer häufiger allein mit seinen Aussagen zum Geschäft in Erscheinung getreten war, während sich Roßmann selbst verstärkt seiner Schriftstellerei gewidmet hatte. Genau darauf will sich der Milliardär nun auch weiter konzentrieren, wie aus der Unternehmensmitteilung hervorgeht. Mit seiner 2018 erschienenen Autobiografie „… dann bin ich auf den Baum geklettert!“ hatte er es 2019 auf Platz 1 der Spiegel-Beststellerliste geschafft. Im vergangenen November wagte er sich mit dem Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“ an ein neues Genre, in dem er sich mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzt. Im Oktober soll die Fortsetzung folgen.