Gewerkschaftsikone unter Korruptionsverdacht
Gewerkschaftsikone unter Korruptionsverdacht
hip London
Len McCluskey (75) – in Großbritannien ein Name wie Donnerhall. Der ehemalige Generalsekretär der Gewerkschaft Unite gehört, wie Mick Lynch, der Ex-Chef der RMT (National Union of Rail, Maritime and Transport Workers), zum Urgestein der britischen Arbeiterbewegung. Weil Unite zu den Großspendern von Labour gehört, hatte er stets großen Einfluss auf die Partei. Als er noch im Amt war, unterstützte er Jeremy Corbyn im Kampf um die Parteiführung.
Zusammen mit Lynch stellte er vor drei Jahren die Machtfrage. Formal ging es bei der damaligen Streikwelle zwar um Lohnerhöhungen. Doch insgeheim hofften die altlinken Kämpen, die verhassten Tories zu Fall bringen zu können.
Fußballtickets und Flüge
Nun werden Korruptionsvorwürfe gegen McCluskey laut. Es geht um ein Hotel- und Konferenzzentrum, das die Gewerkschaft in Birmingham bauen ließ. Einem Untersuchungsbericht von Unite zufolge kostete es mindestens 72 Mill. Pfund mehr, als es wert war – weil einer der Auftragnehmer mehr als 30 Mill. Pfund zu viel für seine Leistungen berechnet habe.
Laut BBC handelt es sich dabei um die Flanagan Group. Im Untersuchungsbericht ist der Name geschwärzt. McCluskey habe den Eigentümer einen „guten Freund“ genannt, heißt es dort. Der Autor von „Always Red“ habe Karten für Fußballspiele und Flüge entgegengenommen, darunter mindestens einen Flug im Privatjet. Dabei ging es unter anderem um ein Champions-League-Spiel des FC Liverpool in Madrid.
Alle Bedenken ignoriert
Man habe keine Anhaltspunkte dafür, dass McCluskey dem Unternehmen die Kosten dafür erstattet habe. Es sei für schwache Performance, Verzögerungen und Überschreiten der geplanten Kosten bekannt gewesen. Doch McCluskey habe sich über Bedenken von Unite-Mitarbeitern und Anwälten hinweggesetzt und die Verträge mit dem Bauunternehmen unterzeichnet.
McCluskey weist alle Vorwürfe zurück. Seinen Anwälten zufolge bezahlte er seine Reisekosten stets selbst. Soweit er sich erinnere, gelte das auch für die Fußballtickets. Nun müssten 66 Mill. Pfund abgeschrieben werden, teilte Unite mit.
Verhältnis zu Labour kühlt ab
Nach Angaben des Wirtschaftsprüfers BDO hätten „dominante Persönlichkeiten und schwache Kontrollen“ ein Umfeld für betrügerisches Handeln geschaffen. Seit dem Abgang Corbyns kühlte sich das Verhältnis der linken Gewerkschaften zu Labour deutlich ab. Die Regierungspartei ist jedoch nach wie vor auf deren Spenden angewiesen. Zuletzt suspendierte Unite die Mitgliedschaft von Angela Rayner, der Stellvertreterin von Keir Starmer, weil sie sich nicht hinter den Müllarbeiterstreik in der Labour-Kommune Birmingham stellen wollte.
