Giovanni Ferrero schmiedet einen Süßwaren-Weltkonzern
Italienischer Süßwarenriese
Giovanni Ferrero schmiedet einen Süßwaren-Weltkonzern
Der Vertreter der dritten Generation beim Nutella-Produzenten ist alles andere als mondän.
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Mit einem Privatvermögen von 41,3 Mrd. Dollar (Forbes) ist der Süßwarenkönig Giovanni Ferrero der reichste Mann Italiens. Aber der Chef und Eigentümer des Nutella-Produzenten Ferrero führt weder ein mondänes Leben, noch macht er sich viel aus Luxusjachten oder teuren Autos: „Mein Luxus besteht darin, mir die Zeit zum Schreiben und Lesen zu nehmen“, hat er einmal gesagt. Der Vater von zwei Kindern steht seit 1997 an der Spitze des mittlerweile weltweit zweitgrößten Süßwarenkonzerns. Er hat in den USA Marketing studiert, schreibt Romane und andere Bücher und reist angeblich besonders gern nach Afrika.
Vertreter der dritten Ferrero-Generation
Der Vertreter der dritten Generation des 1946 von seinem Großvater Pietro gegründeten Unternehmens ist alles andere als weltfremd. Im Gegenteil. Er trug wesentlich dazu bei, aus dem Hersteller der berühmten Nuss-Nougat-Paste, die nach wie vor die Cashcow des Unternehmen ist, einen Weltkonzern zu machen. Er diversifizierte Ferrero, das bis 2014 keine Übernahmen tätigte, ins Keks- und Eisgeschäft. Und er tätigte mittlerweile 21 Übernahmen. Mit dem Erwerb des Cornflakes-Spezialisten WK Kellogg für 3,1 Mrd. Dollar und des französischen Karamell-Herstellers Carambar (Suchard, Malabar) kamen allein in den zurückliegenden Tagen zwei große Akquisitionen dazu. WK Kellogg ist der bislang größte Kauf der Firmengeschichte.
Allein 11 Mrd. Euro hat Ferrero in den vergangenen zehn Jahren angeblich allein in den USA investiert und dort etwa Fannie May, Wells Enterprises (Blue Bunny und andere Eissorten), die Candy Company und das US-Süßwarengeschäft von Nestlé übernommen. Die USA stellen künftig mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes von über 21 Mrd. Euro. Rechnet man die Aktivitäten der belgischen Holding CTH dazu, kommt die Ferrero-Gruppe auf Erlöse von 25 Mrd. Euro. Kontrolliert wird das komplizierte Beteiligungsgeflecht über die Luxemburger Finanzholding Schenkenberg, die üppige Dividenden ausschüttet. Die Verschwiegenheit und Intransparenz bringt dem für großzügige Sozialleistungen bekannten Unternehmen bisweilen Kritik ein.
Der 60-jährige Giovanni leitete das Unternehmen zunächst zusammen mit seinem 2011 verstorbenen Bruder Pietro. Er ist der Auffassung, die oft kleinen Familienunternehmen Italiens müssten sich öffnen und expandieren. Sie dürften die externe Welt nicht als feindlich betrachten.
Ferrero ist diesbezüglich ein Vorzeige-Unternehmen der großen italienischen Lebensmittelbranche. Hinter Mars und noch vor Hershey`s ist der Familienkonzern weltweit die Nummer zwei der Branche.
Neuerwerb auf Kurs bringen
Der Neuerwerb WK Kellogg (Cornflakes, Rice Krispies, Frosted Flakes, Froot Loops) litt zuletzt unter der Krise in der US-Süßwarenbranche. Das börsennotierte Unternehmen ist im nordamerikanischen Cerealien-Geschäft aktiv und setzt 2,7 Mrd. Dollar um. Es wurde 2023 von der damaligen Kellogg Company (Snacks, Getreideprodukte, Cerealien) abgespalten. Umbenannt in Kellanova ging die frühere Kellogg Company 2024 für 36 Mrd. Dollar an Mars.
Die Aufgabe von Giovanni Ferrero ist es jetzt, den Neuerwerb wieder auf Kurs zu bringen – möglicherweise auch durch die Einführung gesünderer Produkte und Zutaten. Über die nötige Erfahrung und das Know-how verfügen Giovanni Ferrero und sein Familienunternehmen.