Ex-Bundesbankchef

IWF-Chefin Georgiewa holt sich Hilfe von Weidmann

Es ist der Versuch eines Befreiungsschlags: Der Internationale Währungsfonds will Lehren aus einem Skandal bei der Weltbank ziehen. Dafür kommt nun der frühere Bundesbankchef in wichtiger Funktion an Bord.

IWF-Chefin Georgiewa holt sich Hilfe von Weidmann

rec

Einen Monat nach seinem vorzeitigen Abgang von der Spitze der Bundesbank hat Jens Weidmann einen neuen Job an alter Wirkungsstätte: Der 53-Jährige leitet ein Expertengremium des Internationalen Währungsfonds (IWF). Das Gremium soll das Beschwerde-Management und die Verlässlichkeit von Daten und Analysen des IWF überprüfen. Einen entsprechenden Bericht wolle das Gremium bis Ende März vorlegen, heißt es in einer Mitteilung des IWF – rechtzeitig zu der für Mitte April geplanten Frühjahrstagung.

Es ist eine Reaktion auf einen einige Jahre zurückreichenden Skandal um Datenmanipulationen bei der Schwesterinstitution Weltbank. Die heutige IWF-Chefin Kristalina Georgiewa war zu jener Zeit Chefin der Weltbank. Es ging um Manipulation von Daten in einem jährlichen Bericht zum Geschäfts- und Investitionsklima in aller Welt. Georgiewa wies jegliche Vorwürfe, in den Skandal verwickelt zu sein, zurück. Nach mehreren Krisensitzungen stellte sich das Exekutivkomitee des IWF schließlich hinter Georgiewa. Eindeutige Hinweise auf damaliges Fehlverhalten der Bulgarin gebe es nicht. Sie durfte IWF-Chefin bleiben.

Zweifel aber sind geblieben. Die nun in Gang gesetzte Arbeit des Expertengremiums dürfte daher auch der Versuch eines Befreiungsschlags sein. An dem inzwischen eingestellten „Doing Business Report“ der Weltbank, den Georgiewa seinerzeit als Geschäftsführerin verantwortete, hatte es über Jahre Kritik gegeben, auch intern. Das ganze Ausmaß des Skandals brachte aber erst eine eigens von der Weltbank beauftragte Anwaltskanzlei im Herbst 2021 ans Licht. Ähnliches soll sich beim IWF nicht wiederholen.

Das Exekutivdirektorium hat deshalb im Oktober eine Untersuchung der internen Vorgänge und Abläufe eingeleitet. Es gehe um Kontrollmechanismen „bezüglich Dissens und Rechenschaftspflichten, einschließlich des Schutzes von Whistleblo­wern“, so der Wortlaut einer Mitteilung des Währungsfonds. Dafür setzt die IWF-Spitze nun auf Weidmanns Hilfe. Weidmann war Ende Dezember nach mehr als zehn Jahren lange vor Ende seiner zweiten Amtszeit als Bundesbankchef zurückgetreten. In dieser Rolle gehörte er dem Gouverneursrat, dem obersten Entscheidungsgremium des IWF, an. Ende der neunziger Jahre arbeitete er im Anschluss an seine Promotion wenige Jahre für den IWF in Washington. Er kennt die Institution also gut.

Neben Weidmann gehören dem nun eingesetzten Expertengremium drei weitere externe Vertreter verschiedener Professionen an. Susan Raines ist eine Expertin für Mediation und Konfliktmanagement von der Universität Kennesaw State im US-Bundesstaat Georgia. Olufemi Elias ist ein nigerianischer Jurist und Experte für internationales Recht. Als viertes externes Mitglied mit beratender Funktion führt der IWF Ruben Lamdany auf – einen Experten der Weltbank.

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