IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath schmeißt überraschend hin
IWF-Vizechefin schmeißt überraschend hin
mpi Frankfurt
IWF-Vizedirektorin Gita Gopinath kehrt der wichtigsten internationalen Finanzinstitution der Welt überraschend den Rücken. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) in Washington mitteilte, wechselt die 53-jährige Ökonomin zum 1. September zur US-Elite-Universität Harvard. Dort tritt sie eine Stelle als Professorin für Wirtschaftswissenschaften an.
Sie freue sich, „die Grenzen der Forschung in den Bereichen internationale Finanzen und Makroökonomie weiter voranzutreiben, um globale Herausforderungen anzugehen, und die nächste Generation von Ökonomen auszubilden“, schrieb die Amerikanerin mit indischen Wurzeln auf der Social-Media-Plattform X.
Rückkehr zu Harvard
Für Gopinath ist es eine Rückkehr zur Universität in Massachusetts. Ab 2005 war sie dort Professorin für internationale Studien und Wirtschaftswissenschaften, bis sie beim IWF als Chefvolkswirtin anheuerte. Die damalige IWF-Direktorin und jetzige EZB-Präsidentin Christine Lagarde warb die renommierte Ökonomin damals ab.
2021 spielte sie dann mit dem Gedanken, den IWF zu verlassen und zu Harvard zurückzukehren. Letztendlich nahm sie stattdessen 2022 den Posten als Vizedirektorin beim Währungsfonds an. Trotz dieser Vorgeschichte kam der nun angekündigte Wechsel Gopinaths für viele Beobachter zum jetzigen Zeitpunkt überraschend.
Chance für Trump
Nicht zuletzt, weil er US-Präsident Donald Trump zum Vorteil werden könnte. Die Ökonomin gilt nicht als Fan des Republikaners und seiner Zollpolitik. So warnte sie etwa davor, dass Trumps Handelspolitik zu Finanzrisiken führen könnte, insbesondere in Schwellenländern. Außerdem machte sie auf inflationäre Effekte der Zölle aufmerksam, die Trump bestreitet.
Wer auf Gopinath beim IWF folgt, ist noch offen. Direktorin Kristalina Georgiewa sagte lediglich, dass sie die Personalie „zu gegebener Zeit“ bekannt geben werde. Bei dieser wird die US-Regierung eine entscheidende Rolle spielen. Denn traditionell schlägt das US-Finanzministerium Kandidaten für den Vize-Posten vor, während die europäischen Ländern dies für die Chefposten des IWF machen.
Baldiger Kurswechsel?
US-Finanzminister Scott Bessent könnte damit eine Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen werfen, der ebenso wie die US-Regierung für einen Kurswechsel beim IWF ist. Anders als bei anderen multilateralen Organisationen – Trump kündigte am Dienstag den Austritt der USA aus der UN-Kulturorganisation Unesco an – stellt die US-Regierung bislang nicht ihre Mitgliedschaft beim IWF infrage.
Sie fordert allerdings ein Umdenken bei der in Washington ansässigen Organisation. So wirft die US-Regierung dem IWF eine zu freundliche China-Politik vor, wobei sie mit dieser Kritik nicht alleine ist. Außerdem will sie einen strengeren Kurs des IWF gegenüber Ländern mit einem hohen Exportüberschuss.