KommentarDevisenmarkt

Alle gegen den Yen

Der Yen rutscht von 34-Jahrestief zu 34-Jahrestief – fast täglich. Alle im Markt scheinen sich gegen die japanische Währung positioniert zu haben. Interventionen sind wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Alle gegen den Yen

Devisenmarkt

Alle gegen den Yen

Von Kai Johannsen

Fast 10% hat der Yen in diesem Jahr bislang gegenüber dem Dollar an Wert verloren – davon 2,2% im April. Mit 154,77 Yen für einen Greenback markierte die japanische Devise am Dienstag abermals den tiefsten Stand seit 1990. Fast täglich wird ein neues 34-Jahres-Tief aufgerufen. Am Devisenmarkt scheint es fast so, dass sich alle gegen einen positioniert haben, und zwar gegen den Yen. Nach Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) haben die Spekulanten im Devisenhandel die größten Wetten gegen die japanische Währung seit Juni 2007 aufgebaut. Fast im Wochenrhythmus sollen die Spekulanten ihre Positionierungen gegen den Yen in diesem Jahr ausgebaut haben.

Angesichts dieser Gemengelage kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Währungsverantwortlichen in Japan endlich zur Tat schreiten und der eigenen Währung über Devisenmarktinterventionen unter die Arme greifen. Sowohl das Finanzministerium als auch die Bank of Japan haben nun wiederholt klargestellt, dass sie zwar nicht auf jede Währungsbewegung reagieren werden, aber übermäßige Entwicklungen des Marktes bzw. der eigenen Währung nicht tolerieren werden. Schließlich werden Handel, private Haushalte und die Unternehmen über erhöhte Einfuhrpreise, d.h. eine importierte Inflation, stark in Mitleidenschaft gezogen. Fragt sich nur, wann die Verantwortlichen dann letzten Endes den Hebel umlegen und mit den Stützungskäufen beginnen: bei 155 Yen oder erst kurz vor 160 Yen oder bei 10% Wertverfall? Das ist alles reine Spekulation.

Wenn sie aber in den Markt eingreifen – das erste Mal seit September und Oktober 2022 –, wird das ziemlich sicher eine kräftige Aufwertungsrally bei der japanischen Währung auslösen. Die Short-Eindeckungen dürften wohl enorm ausfallen und den Markt somit nochmals deutlich antreiben. Darauf stellen sich viele im Markt derzeit ein. Der Dollar wird dann aber nicht nur gegenüber dem Yen abwerten, sondern vermutlich auch gegenüber anderen Währungen. Das ist in vergleichbaren früheren Phasen schon häufiger zu beobachten gewesen.

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