Kommentar:Deutsche Bank

Bonus-Bremse? Ja, aber ...

Aktivisten fordern bei der Deutschen Bank eine Bonus-Bremse. Im Kern haben sie damit recht, doch mit ihrer Begründung liegen sie daneben.

Bonus-Bremse? Ja, aber ...

Deutsche Bank

Bonus-Bremse ja, aber ...

Von Philipp Habdank

Mit der Forderung einer Bonus-Bremse haben die Finanzwende-Aktivisten einen validen Punkt, doch mit der Begründung liegen sie daneben.

Kritik an den hohen Boni der Deutsch-Banker gibt es gefühlt so lang, wie die Bank selbst. Auch anlässlich der Hauptversammlung am Donnerstag protestierten einige Aktivisten von Finanzwende gegenüber der Bank für eine Bonus-Bremse. Die Bank lieferte genug Anlässe für eine Debatte darüber, ob und in welchem Umfang ihre Banker eine variable Erfolgsvergütung im abgelaufenen Geschäftsjahr verdient haben oder nicht. Insbesondere die gravierenden Managementfehler, die im Zusammenhang mit Übernahme und Integration der Postbank gemacht wurden, müssen in die Boni-Bewertung mit einfließen.

Dass die Deutsche Bank ihr variables Vergütungssystem grundsätzlich anpassen will, ist richtig. Es muss einfacher, transparenter und zukunftsorientierter werden. Nach Vorstellung der Finanzwende-Aktivisten müsste es aber viel stärker an die Stabilität der Bank geknüpft werden. Genauer gesagt: Solange die Bank eine ungewichtete Eigenmittelquote (Leverage Ratio) von weniger als 10% hat, sollte es gar keinen Bonus geben. Mit dieser Forderung liegen die Aktivsten aus mehreren Gründen daneben.

Deutsche Bank zeigte sich in Krisen stabiler als andere Banken

Es ist keine Bedingung für einen Erfolgsbonus, eine Bank solide und stabil aufzustellen. Das ist der Grundauftrag für das Management. Und bei aller berechtigten Kritik gegenüber der Deutschen Bank – existenzielle Krisen haben in jüngster Vergangenheit vor allem andere Häuser erlebt. Das fängt bei der Silicon Valley Bank und den umgefallenen US-Regionalbanken an, geht weiter über die notverkaufte Credit Suisse und endet bei der durch die Gewerbeimmobilienkrise in Schieflage geratene Pfandbriefbank. So unstabil hat das Management die Bank durch die Post-Covid-Krisen bislang nicht gesteuert, dass sich damit eine Bonus-Bremse rechtfertigen lässt.

Freilich führt mehr Eigenkapital zu mehr Stabilität. Im Härtefall wäre es aber auch egal, ob die Deutsche Bank eine ungewichtete Eigenmittelquote von 5, 10 oder 15% hat. Eine Bank ist nur so lange stabil, wie ihr von Kunden und Investoren vertraut wird. Schocks wie die plötzliche Postbank-Rückstellung, die mal eben einen Quartalsgewinn auffrisst, oder die verpatze Postbank-Integration, die Aktionäre an der grundsätzlichen M&A-Fähigkeit der Bank zweifeln lässt, gefährden das Vertrauen in die Bank viel stärker als eine möglicherweise zu niedrige Leverage Ratio. Ganz zu schweigen davon, dass die Deutsche Bank bei einem Anstieg der Eigenmittelquote von 4,5% auf 10% ihre Kapitalkosten wohl niemals mehr verdienen würde.

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