Mit Elversberg auf dem Sprung in die Bundesliga
Mit Elversberg auf dem Sprung in die Bundesliga
Von Joachim Herr, München
Es ist noch alles drin für die SV Elversberg: Die erste Partie der Relegation um den letzten Platz für die nächste Saison in der Fußball-Bundesliga endete 2:2. Die Entscheidung fällt nun am Montag im Rückspiel gegen den 1. FC Heidenheim im Stadion des saarländischen Überraschungsvereins. Schon jetzt ist das ein Riesenerfolg für den Klub der Gemeinde Spiesen-Elversberg mit gerade einmal 13.000 Einwohnern. Vor drei Jahren kickte die Sportvereinigung noch in der Regionalliga Südwest. Von der vierten Klasse ging es danach im Durchmarsch in die zweithöchste. Nun könnte mit einem Sieg dem Verein der Sprung in die oberste Liga mit Bayern München, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und den 14 anderen Klubs gelingen.
Wahrscheinlich den größten Anteil an dem Fußballmärchen hat Frank Holzer, ein in Neunkirchen im Saarland geborener Unternehmer und ehemaliger Fußballprofi. Holzer ist 72 Jahre alt und mit seinem Sohn Dominik Geschäftsführer der 1974 von seinem Vater Albrecht mitgegründeten Ursapharm Arzneimittel GmbH in Saarbrücken. Frank Holzer engagiert sich seit mehr als 35 Jahren in wichtigen Positionen für die SV Elversberg – mit seinem Familienunternehmen auch als Finanzier.
Aus Elf wird Elv
Auf dem Trikot „unserer Elv“, wie sie in Elversberg in Abwandlung des Begriffs „Elf“ ihre Mannschaft nennen, prangt „Hylo“, der Markenname einer der Augentropfen des Unternehmens. Das Stadion trägt den Namen „Ursapharm-Arena“. Sie bietet Platz für lediglich 10.000 Zuschauer. Seit einiger Zeit ist die Sportstätte eine Baustelle, die Spieler ziehen sich deshalb in Containern um. Nach dem Umbau soll das Stadion 15.000 Plätze haben. Verglichen mit der Einwohnerzahl des Ortsteils Elversberg wäre das immerhin ungefähr das Doppelte.
Die Vereinschronik erinnert daran, dass die erste Mannschaft 1990 in der Landesliga spielte und die Sportvereinigung 800.000 DM Schulden hatte. Damals war Holzer zum Präsidenten gewählt worden. Mit ihm gelang eine doppelte Wende: sportlich und finanziell. 2011 übergab er den Posten als Vereinsboss seinem Sohn Dominik. Der Mäzen selbst ist bis heute Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Mit Magath und Breitner gekickt
Holzer bringt für die Geschicke des Vereins nicht nur Erfahrung als Unternehmer mit, sondern auch als ehemaliger Fußballprofi. Als Rechtsaußen schoss er in der Saison 1975/76 den 1. FC Saarbrücken in die erste Liga. Bekanntester Mitspieler war Felix Magath, der sieben Jahre später mit dem Hamburger SV den Europapokal der Landesmeister gewann und danach etliche Stationen als Trainer erlebte. Für die SV Elversberg sprang Holzer hin und wieder als Interimstrainer ein. Wegen Verletzungen hatte er 1980 seine Karriere als Profikicker beenden müssen. Zuvor hatte er von 1976 an für Eintracht Braunschweig in der ersten Liga gespielt, zeitweise mit Weltmeister Paul Breitner.

Danach studierte Holzer Pharmazie und stieg 1984 in das Unternehmen seines Vaters ein, eines Apothekers. 2023 erzielte Ursapharm laut Bundesanzeiger einen Umsatz von 350 Mill. Euro und einen Jahresüberschuss von 45 Mill. Euro. Vom Erfolg seines Vereins ist Holzer total begeistert. „So etwas kann man sich einfach nicht erträumen“, sagte er vor kurzem der „Saarbrücker Zeitung“. „Diese Geschichte hier ist einfach unglaublich.“
Eine gefühlte Ewigkeit
Ein Grund für das starke Abschneiden des Clubs ist auch die Kontinuität in der Führung und im Betreuerstab. Horst Steffen trainiert die Mannschaft seit 2018. Im Profifußball ist das gefühlt eine halbe Ewigkeit. Nur wenige Vereine übertreffen diese Stetigkeit – allen voran der Relegationsgegner Heidenheim. Dort ist Frank Schmidt seit 2007 Trainer: gefühlt eine ganze Ewigkeit.