FOKUSKreditfonds

Private Debt auf dem Vormarsch

Das in Kreditfonds investierte Volumen steigt seit Jahren. Die Fonds könnten einen Beitrag zur Finanzierung der Transformation leisten, denn die ist allein mit Bankkrediten kaum zu stemmen.

Private Debt auf dem Vormarsch

Private Debt auf dem Vormarsch

Volumina wachsen stetig

fed Frankfurt

Private Debt, also die Bereitstellung von Kredit ohne die unmittelbare Versorgung an Kapitalmärkten und ohne Einschaltung von Banken als Kapitalgeber, sondern durch Kreditfonds, gewann und gewinnt an Bedeutung. In der Rangfolge der Anlageklassen im Alternative Investment hat Private Debt im vergangenen Jahr sogar die Engagements in Wagniskapital, also Venture Capital, überholt. Nach Zahlen eines Reports des Datenanbieters Pitchbook sammelten Kreditfonds 2023 knapp 191 Mrd. Dollar ein – und damit fast 30 Mrd. Dollar mehr als Venture Capital.

Rund um den Erdball stieg das von institutionellen Investoren verwaltete Vermögen von Private Debt im vergangenen Jahr auf mehr als 1,6 Bill. Dollar, wobei gut eine halbe Bill. Dollar davon „dry powder“ ist, also aktuell nicht investiertes Geld. Zusätzlich dazu engagieren sich – vor allem in den Vereinigten Staaten – immer mehr vermögende Privatpersonen in Kreditfonds, oft über das Vehikel so genannter Business Development Companies (BDC).

Vor allem zwei Faktoren haben in den vergangenen Jahren die Aufwärtsentwicklung begünstigt. Zum einen zwang die Niedrig- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen, ihre Anlagestrategie neu auszurichten und sich nach Alternativen zu Fixed Income umzuschauen. Zum anderen stieg der Fremdkapitalbedarf vor allem mittelständischer Unternehmen über das Kreditangebot der Banken hinaus – zumal sich einige Kreditinstitute aus Teilbereichen des Kreditgeschäfts aufgrund strikterer Eigenkapitalvorgaben zurückgezogen haben.

Aus Sicht der Investoren stellen die Aussicht auf interessante Renditen – insbesondere im Vergleich zu Staats- und Unternehmensanleihen und die Möglichkeit, gegebenenfalls eine Illiquiditätsprämie einzustreichen, entscheidende Anreize dar. Daneben verweisen Investoren zur Begründung für ihr steigendes Interesse an Kreditfonds auf die Chance zur Diversifizierung des Portfolios, weil die Korrelation mit zahlreichen anderen Assetklassen recht gering ist. Und schließlich spielt die Option zur Kombination verschiedener Private-Debt-Strategien eine Rolle, die es einerseits ermöglicht, Anlagerisiken zu begrenzen, und andererseits erlaubt, das Rendite/Risikoprofil recht genau zu steuern.

Die Investoren müssen freilich über einen längerfristigen Anlagehorizont verfügen, denn Private Debt gehört zu den illiquiden Anlageformen, kurzfristige Ausstiege sind nicht oder nur eingeschränkt möglich. Zudem müssen sie insofern risikobereit sein, da im Falle eines Ausfalls das Verlustrisiko direkt auf sie durchschlägt. Beide Argumente sprechen gegen eine Öffnung Von Kreditfonds für Kleinanleger.

Private Debt hat sich längst zu einer sehr vielschichtigen Assetklasse entwickelt, die sich – je nach Verwendungszweck – in verschiedene Unterkategorien differenzieren lässt – von der Finanzierung von Unternehmen (Corporate Private Debt) über Kreditengagements in Schiffe und Flugzeuge, in Immobilien, in Handelsforderungen oder andere Vermögenswerte. Unterscheiden lassen sich aber auch unterschiedliche Rendite/Risikoprofile – von niedrig bis High Yield, abhängig unter anderem von der Auswahl der Kredittranche (Senior oder Junior/Subordinated) sowie der Bonität des Kreditnehmers als auch des Umfangs der Besicherung.