Rekordhohe Fluktuation auf US-Chefsesseln

US-Unternehmen tauschen ihre CEOs in diesem Jahr deutlich häufiger aus als 2022. Allein im dritten Quartal haben 518 Chefs ihren Posten verlassen, wie eine Studie zeigt. Im Vorjahr waren es gerade mal 195. Dabei ist der Frauenanteil bei den neuen Geschäftsführern leicht gestiegen.

Rekordhohe Fluktuation auf US-Chefsesseln

Rekordhohe Fluktuation
auf US-Chefsesseln

kro Frankfurt

In den Vereinigten Staaten ist es im laufenden Jahr laut einer Studie zu einer rekordhohen Fluktuation von Geschäftsführern gekommen. In den ersten neun Monaten haben 1.425 CEOs ihren Posten verlassen, wie aus einer Analyse des US-Personaldienstleisters Challenger, Gray & Christmas (CGC) hervorgeht. Im Vergleich zur Vorjahreszeit sei das ein Anstieg von 47% und die höchste Zahl seit Beginn der Zählung im Jahr 2002. "Unternehmen bereiten sich auf die wirtschaftlichen Veränderungen der kommenden Monate vor", kommentierte Andrew Challenger, Senior Vice President bei CGC. "Angesichts der gestiegenen Arbeitskosten und der Zinswende suchen die Firmen nach neuen Führungskräften."

Im dritten Quartal sind insgesamt 518 CEOs von ihrem Posten zurückgetreten – so viel wie noch nie in einem solchen Zeitraum. Im Vorjahr waren es gerade mal 195 CEOs. Zuletzt waren vor allem staatliche Einrichtungen und Non-Profit-Organisationen sowie Krankenhäuser von den Wechseln betroffen. In der Betrachtung des gesamten bisherigen Jahres kam es aber auch in der Tech- sowie in der Dienstleistungsbranche zu einem kräftigen Anstieg der CEO-Fluktuation.

Immerhin: Der Frauenanteil bei den neuen Chefs ist im laufenden Jahr laut der Analyse etwas gestiegen – von 26% im Vorjahr auf nun 29%. In absoluten Zahlen haben damit 370 Frauen die höchste Machtposition in US-amerikanischen Unternehmen eingenommen. Am häufigsten war dies in staatlichen Einrichtungen, in Non-Profit-Organisationen und im Gesundheitssektor zu beobachten. Anders sah es dagegen im Einzelhandel, in der Medienbranche, in der Lebensmittelindustrie oder im Tech-Sektor aus, wo kaum Frauen auf den Chefsessel gerückt sind. Einer der seltenen, dafür aber vielbeachteten Fälle war der CEO-Wechsel beim Kurznachrichtendienst X, wo im Juni mit der Werbemanagerin Linda Yaccarino erstmals eine Frau an die Spitze kam. Zudem wird der US-Sportartikelhersteller Under Armour seit Beginn des Jahres von der ehemaligen Marriott-Chefin Stephanie Linnartz geführt.

Die Autoren der CGC-Studie haben auch nach den Gründen für die häufigen Chefwechsel in den Firmen geschaut, was sich allerdings zum Teil als schwierig erweist. Das liegt daran, dass die meisten Firmen gar keine offiziellen Gründe für den CEO-Wechsel nennen. Zumindest aber zeigen die Zahlen, dass die Entwicklung nicht zwangsläufig mit der demographischen Entwicklung der US-Gesellschaft zu erklären ist. Im Gegenteil, der Anteil jener CEO-Wechsel, zu denen es durch den Renteneintritt des vorherigen Chefs gekommen ist, ist mit 22% im Vergleich zum Vorjahr (24%) sogar leicht gesunken.

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