Führungswechsel beim Tech-Investor

Softbank-Chef Son traut Junichi Miyakawa die Nachfolge zu

Man kann sich Softbank Group ohne Masayoshi „Masa" Son kaum vorstellen. Doch nun deutete der 67-jährige Gründer und CEO des Tech-Investors an, wen er sich als Nachfolger vorstellt.

Softbank-Chef Son traut Junichi Miyakawa die Nachfolge zu

Softbank-Chef Son traut
Miyakawa die Nachfolge zu

mf Tokio

Erst ein Mal benannte Masayoshi Son, Gründer und Chef von Softbank Group, öffentlich einen Nachfolger. Vor zehn Jahren bezeichnete er den Ex-Google-Manager Nikesh Arora als „Hauptkandidaten“. Doch Son konnte sich mit dem damaligen Chief Operating Officer von Softbank nicht auf den Zeitpunkt einer Übergabe einigen. Zwei andere Manager, Marcelo Claure und Katsunori Sago, galten als mögliche Erben von Son. Beide haben Softbank längst verlassen.

Aktionärsfragen zur Nachfolge

Deshalb horchten Investoren auf, als Son während der Hauptversammlung Ende Juni auf Fragen von Aktionären erklärte, er wolle noch zehn Jahre als CEO weitermachen, habe aber schon Pläne für seine Nachfolge geschmiedet. „Ich habe die Auswahl in meinem Kopf auf einige wenige Kandidaten innerhalb des Unternehmens eingegrenzt“, sagte Son. Sie müssten „Spitzenleistungen“ bringen. „Aber ich möchte sie nicht als Nachfolgekandidaten bekannt geben, damit sie nicht übermütig werden“, sagte der 67-jährige Konzernchef unter Gelächter.

Son fügte jedoch hinzu, dass er mental darauf vorbereitet sei, jederzeit die Zügel zu übergeben, sollte er dem Wachstum von Softbank im Weg stehen. Dann verriet er doch, wer sein aktueller Favorit ist. Der Leiter der Softbank-Telekomsparte, Junichi Miyakawa, leiste „extrem solide Arbeit“ beim Ausbau der KI-Infrastruktur in Japan, erklärte Son. „Ich bin sehr zufrieden, ermutigt und beruhigt durch seine Bemühungen. Daher habe ich fast nie das Bedürfnis verspürt, mich in seine Arbeit einzumischen. Ich vertraue ihm.”

Buddhistische Studien in Kyoto

Dabei hat Miyakawa anders als Son keinen technischen Hintergrund. Auf Wunsch seines Vaters, einem Priester der Rinzai-Sekte, absolvierte er Buddhistische Studien an der Literaturfakultät der Universität Hanazono in Kyoto. Er sollte den Familientempel übernehmen. Aber bei seinem Studentenjob als Bartender weckten Kontakte zu Geschäftsleuten, die am Tresen saßen, seinen Wunsch nach einer Wirtschaftskarriere.

Im Alter von 25 Jahren gründete er den Internet-Provider Momotaro Internet und heuerte Technik-Studenten an, da ihm selbst das Wissen fehlte. Nach dem Wechsel an die Spitze des Breitband-Anbieters Nagoya Metallic Communications im Jahr 2000 wurde Son auf ihn aufmerksam. Bald übertrug er Miyakawa die Verantwortung für das Breitbandgeschäft von Softbank. Zusammen schmiedeten sie nach dem Kauf von Vodafone Japan 2006 Japans dritten Mobilfunkanbieter, der Apples iPhone exklusiv im Land einführte. Später ging Miyakawa als Chief Operating Officer zu Sprint, als Softbank den US-Mobilfunkanbieter kaufte.

Aufbau von vier KI-Rechenzentren

Seit vier Jahren ist Miyakawa der CEO der japanischen Telekom-Konzerntochter Softbank Corp. Seit 2018 führt er Monet Technologies, ein Joint Venture von Softbank und Toyota für Mobilitätsdienste. Aktuell kümmert der Manager sich um den Bau von insgesamt vier KI-Rechenzentren in Japan. Das erste entsteht in der früher größten TV-Fabrik von Sharp.

Die Zentren bilden das Rückgrat für KI-Agenten im Bereich Kundenservice und Marketing, die Softbank und OpenAI gemeinsam für japanische Unternehmen entwickeln. „Wir brauchen inländische Rechenzentren, damit Daten nicht über Grenzen hinweg übertragen werden“, sagte Miyakawa der Finanzzeitung Nikkei. Bei der Son-Nachfolger droht jedoch ein Altersproblem. Falls Son Softbank noch ein Jahrzehnt lang führt, wäre der Telekom-Veteran schon 69 Jahre alt.

Von Martin Fritz, Tokio