EZB

Spekulationen über künftige Bankaufseherin

Ende des Jahres wird Andrea Enria sein Amt an der Spitze des einheitlichen Aufsichtsgremiums der EZB und damit als oberster Aufseher der Banken in Euroland aufgeben, da seine Amtszeit ausläuft. Drei Frauen werden Chancen eingeräumt, ihn in seiner Funktion zu beerben.

Spekulationen über künftige Bankaufseherin

Bloomberg

Die Europäische Zentralbank bereitet sich auf einen Wechsel an der Spitze ihrer Bankenaufsicht vor. Gleich drei Frauen werden als mögliche Nachfolgerinnen des Italieners Andrea Enria gehandelt.

Offiziell hat noch keine der drei ihren Hut in den Ring geworfen, doch in informierten Zentralbankkreisen kursieren die Namen bereits. Es handelt sich jeweils um Vizepräsidentinnen der Bundesbank sowie der spanischen und der irischen Notenbank: Claudia Buch, Margarita Delgado, und Sharon Donnery.

Enria muss abtreten

Wie aus Notenbanken verlautet, gibt es weitere potenzielle Kandidaten für die Spitze des Aufsichtsgremiums. Es sei noch unklar, wer in die engere Wahl kommen werde. Vertreter der drei Notenbanken sowie der EZB lehnten eine Stellungnahme ab. Die Amtszeit Enrias als oberster Bankenaufseher des Euro-Währungsraums endet im Dezember und ist nicht verlängerbar.

Buch ist eher Volkswirtin als Bankenaufseherin und bei der Bundesbank zuständig für die makroprudenzielle Aufsicht, bei der es nicht um Risiken und Probleme einzelner Banken geht, sondern um Entwicklungen, die die gesamte Branche betreffen. Zuletzt war das etwa das Zusammenspiel von steigenden Immobilienpreisen und locker vergebenen Hypothekenkrediten. In dieser Rolle ist Buch auch für Kapitalpuffer zuständig, die die Banken zur Vorsicht zwingen sollen. Als einzige der drei möglichen Kandidatinnen ist sie nicht bereits im Aufsichtsgremium der EZB vertreten, da diese Funktion für die Bundesbank Joachim Wuermeling wahrnimmt.

Donnery ist bei der irischen Zen­tralbank für Banken und Versicherungen zuständig. Auf europäischer Ebene ist sie dafür bekannt, dass sie die Task-Force der EZB für notleidende Kredite leitete. Wegen der Maßnahmen in diesem Bereich wurde die EZB von Banken und Politikern kritisiert, weil sie angeblich ihr Mandat überschritt. Doch Donnerys harter Kurs half den europäischen Banken, notleidenden Kredite abzubauen. Delgado kennt das Innenleben der EZB wahrscheinlich am besten, da sie zuvor als stellvertretende Generaldirektorin in der EZB-Aufsicht tätig war. Sie verteidigte die Beschränkungen der EZB für Bankdividenden während der Pandemie, eine ihrer umstrittensten Maßnahmen. Sie räumte auch Grenzen der Bankenaufsicht ein, als sie 2021 sagte, dass die Aufsicht nicht als Instrument der Klimapolitik eingesetzt werden sollte.

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