Vom BMW-Fan zum kleinen Bruder von Porsche
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
„Ich war immer ein Fan von BMW. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, dort zu arbeiten, hätte ich das sofort gemacht und nie eine eigene Firma gegründet“, erzählt Mate Rimac, Gründer von Rimac Automobili, im Interview mit dem Branchenblatt „Automobilwoche“. Das Pech des Münchener Autobauers ist das Glück des Zuffenhausener Wettbewerbers Porsche. Die Edeltochter des Volkswagen-Konzerns ist seit Juni 2018 an dem Elektroauto-Spezialisten beteiligt und hat 2019 bereits von 10 auf 15,5% aufgestockt. Dass sich der Sportwagenbauer, der unter CEO Oliver Blume die Elektrifizierung im eigenen Haus rasant beschleunigt hat, an der von Mate Rimac angekündigten Finanzierungsrunde erneut beteiligen wird, gilt als ausgemacht.
Im Rahmen der Runde, über die der erst 33-jährige kroatische Unternehmer 130 bis 150 Mill. Euro für seinen Supercar-Hersteller einsammeln will, könnte Porsche auf fast 50% aufstocken, schreibt „Automotive News Europe“. Teil des Deals wäre ein Wechsel der Volkswagen-Marke Bugatti zu Rimac. Dazu passt, dass Blume bereits angedeutet hatte, eine Entscheidung über Bugatti könne im ersten Halbjahr 2021 fallen und Rimac Teil der Lösung sein. Der Firmengründer lobt Porsche bereits in den höchsten Tönen. Sein Unternehmen lerne extrem viel von dem Autobauer. So helfe etwa die Beratungstochter Porsche Consulting, die Prozesse des Start-ups zu optimieren. „Das fühlt sich an, als wären wir so etwas wie der kleine Bruder von Porsche“, erzählt Rimac.
Derzeit finalisiert das Unternehmen das Kleinserienfahrzeug C Two, das mit knapp 2000 rein elektrischen PS in unter 10 Sekunden von 0 auf 200 km/h beschleunigen soll. Kaufen kann man das Hypercar nicht mehr. Die geplante Produktion von 150 Stück ist trotz siebenstelligem Kaufpreis bereits vor Start der Fertigung vergriffen. Auch bei anderen Supersportwagen hat Rimac entscheidenden Anteil – als Zulieferer von Elektromobilitätsteilen. Für den Aston Martin Valkyre hat Rimac Batterie und Infotainment bereitgestellt. Beim Pininfarina Battista kommt der gesamte Antriebsstrang von Rimac. Und für Porsche werden ebenfalls Komponenten entwickelt und produziert, auch wenn Rimac hierzu keine Details nennt. Weitere Kunden sind Jaguar, Kia, Seat oder Hyundai, die ebenfalls Anteile hält. Das Zulieferergeschäft bringt laut Rimac mehr Umsatz als das relativ kleine, wenn auch lukrative Geschäft mit dem Verkauf von Supersportwagen.
In Letzteres, das Rimacs Leidenschaft für den Rennsport spiegelt, stieg der Kroate im Prinzip schon mit 19 Jahren ein. Nachdem ihm im ersten Rennen der Motor im 3er-BMW hochging, entschloss er sich, selbst gebastelte Elektromotoren einzubauen, wie er in Interviews gerne erzählt. Nach jahrelanger Arbeit reichte es 2010, ein Jahr nach der Gründung von Rimac Automobili, zu einem ersten Sieg in einem Rennen. Es folgten zahlreiche Rekorde – noch bevor Elektroauto-Pionier Tesla den Automarkt aufmischte.
Während Elon Musk mit Tesla allerdings stets das Volumensegment im Blick hatte, überlässt Mate Rimac hier lieber anderen das Feld und sieht sich im Bereich hoch performanter Elektromobilität zu Hause. Bei großen Stückzahlen gehe es zunächst immer um Kosten. Da seien größere Zulieferer – etwa aus China – sicher im Vorteil. Ihn treibe eher an, zur Entwicklung von Unternehmen wie Porsche beitragen zu können, für die er einen „Riesenrespekt“ habe. Der Respekt ist hier offenbar keine Einbahnstraße.