Privatbank

Warburg-Chef Joachim Olearius legt sein Amt nieder

Dass der Abschied des 50-Jährigen nicht ganz freiwillig, sondern mit Druck der Finanzaufsicht BaFin zustande kam, lässt sich aus der Formulierung in der Pressemitteilung schließen.

Warburg-Chef Joachim Olearius legt sein Amt nieder

ak

Die tief in Cum-ex-Geschäfte verstrickte Privatbank M.M. Warburg kommt nicht zur Ruhe. Jetzt hat Joachim Olearius, Sprecher der Partner der Warburg Bank und Sohn von Miteigentümer Dr. Christian Olearius, sein Mandat zum 30. September niedergelegt. Das teilte das Institut am Dienstag – fünf Tage nach dem Abgang – mit. Dass der Abschied des 50-Jährigen nicht ganz freiwillig, sondern mit Druck der Finanzaufsicht BaFin zustande kam, lässt sich aus der Formulierung in der Pressemitteilung schließen: Es ist von „Aufsichtsanforderungen“ zur „Trennung von Eigentum und operativer Geschäftsführung in Bankunternehmen“ die Rede.

Die Eigentümerfamilien spielen damit in der Spitze der Bank keine Rolle mehr. Bereits Ende 2019 waren die beiden Hauptgesellschafter Christian Olearius (79) und Max Warburg (73) aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass die Finanzaufsicht deren Zuverlässigkeit als Mandatsträger prüfte. Gegen beide laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen ihrer Beteiligung an Cum-ex-Geschäften zwischen 2007 und 2011. Die Familien Olearius und Warburg halten zusammen rund 81% der Anteile an der Gruppe.

Zur Nachfolge von Joachim Olearius äußert sich Warburg nicht. Der Vorstand der Warburg Bank setze sich künftig aus Manuela Better (Marktfolge), die seit wenigen Wochen Partnerin ist und für das Risikomanagement verantwortlich zeichnet, und Patrick Tessmann (Markt) zusammen, hieß es in der Mitteilung. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es bei der Besetzung nicht bleiben wird, da die Bank mit ihren Geschäftsfeldern vermögende Privatkunden, institutionelle Kunden und Investment Banking ein breites Spektrum abbildet. Zudem hängen unter der Bank auch noch mehrere Töchter, darunter die Kapitalanlagegesellschaft Warburg Invest und die Bank Marcard, Stein & Co, die sich auf Family-Office-Dienstleistungen spezialisiert hat, sowie die M.M. Warburg & Co Hypothekenbank.

Warburg verändert zudem derzeit die Gruppenstruktur und schafft die oberste Holdingebene, unter der die Bank hängt, ab. Beim Amtsgericht Hamburg liegt seit einigen Wochen ein Antrag vor, die Holding, die keine Beschäftigten hat und als alleinige Beteiligung mittlerweile nur noch die Bank hält, auf die Bank zu übertragen. Warburg äußert sich zu dem Schritt, über den zuerst „Finanz-Szene“ berichtete, derzeit nicht. Der bisherige Bankchef Joachim Olearius werde künftig in leitender Funktion Verantwortung für die unternehmerischen Aktivitäten der Familie Olearius übernehmen, teilte Warburg mit. Der Sohn hatte 2014 die Leitung der Bank vom Vater übernommen, der dann auf den Aufsichtsratsvorsitz gewechselt war. Joachim Olearius war seit 2001 für die Warburg-Gruppe tätig, seit 2006 als Generalbevollmächtigter für das Privatkundengeschäft und die Risikokoordination im Mutterhaus.

Warburg bestreitet bis heute, wissentlich Steuern hinterzogen zu haben, als die Gruppe sich an Cum-ex-Geschäften beteiligte.  Vor allem Christian Olearius soll eine Reihe von Rechtsstreits führen und auf dieser Position beharren. Er habe sich in eine teure Sackgasse manövriert, zitierte das „Manager Magazin“ kürzlich einen Bankinsider. Olearius’ frühere rechte Hand und Generalbevollmächtigter war im Juni zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe wegen Cum-ex verurteilt worden. Ein weiterer Ex-Banker von Warburg steht derzeit vor dem Landgericht Bonn.

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