Wechsel an der Spitze des Dax-Konzerns

Luka Mucic kommt ins gemachte Nest bei Vonovia

Der noch amtierende Vonovia-Chef Rolf Buch gibt den Stab Ende des Jahres vorzeitig an den derzeitigen Vodafone-CFO Luka Mucic weiter. Die Nachricht kommt dennoch nur für Externe überraschend. Der Zeitpunkt der Staffelübergabe ist bewusst gewählt: nach der Krise und nach der Regierungsbildung.

Luka Mucic kommt ins gemachte Nest bei Vonovia

Luka Mucic kommt ins
gemachte Nest bei Vonovia

knd Frankfurt

Der neue Bundeskanzler war nur wenige Stunden im Amt, da kommt auch der Immobilienkonzern Vonovia am Dienstagabend mit einer überraschenden Nachricht um die Ecke: Der Bochumer Dax-Konzern bekommt einen neuen Chef. Der bisherige CEO Rolf Buch übergibt den Stab Ende des Jahres an den derzeitigen Vodafone-CFO Luka Mucic. Mit Blick auf seinen bisherigen Lebenslauf war Vodafone allerdings eine recht kurze Etappe. In seinem ersten Leben – und quasi den größten Teil seines Berufslebens – arbeitete er bei SAP in Walldorf, dort, wo er auch aufgewachsen ist. Von der Rechtsabteilung des Software-Riesen, wo seine Karriere 1996 begann, ging es weiter bis in den Vorstand. Bis er 2023 den Posten des Finanzchefs auch recht überraschend verließ – immerhin mit einer Abfindung in Höhe von knapp 10 Mill. Euro.

Vonovia dürfte von Mucics Expertise profitieren

Nach Software und Telekommunikation nun also Immobilien. Und wer sich wundert, dass Mucic als Quereinsteiger CEO bei Vonovia wird, dem kontert sein noch amtierender Vorgänger Buch: Er sei selbst auch Quereinsteiger gewesen, als er bei Vonovia anfing. Buch kam 2013 von Bertelsmann. Ein Analyst schreibt, er hätte Mucic aufgrund seiner Vergangenheit tendenziell eher wieder bei einem Tech-Unternehmen erwartet. Allerdings dürfte Vonovia auch von seiner Expertise profitieren.

Nun kommt die Personalie für Externe zwar überraschend, intern scheint sie allerdings gut vorbereitet und von langer Hand geplant – auch was den Zeitpunkt angeht. Das sei natürlich nicht von heute auf morgen entschieden worden, erklärt Buch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dass die Bekanntgabe genau auf den Tag der Kanzlerwahl fiel, sei Zufall – dennoch hat der Wechsel bei Deutschlands größtem Immobilienkonzern auch etwas mit der Regierungsbildung zu tun. „In unserer Branche ist es entscheidend, mit der Politik gut vernetzt zu sein“, erklärt Buch. Man müsse Vertrauen aufbauen, das dauere auch seine Zeit. „Wir müssen uns sozusagen schon jetzt auf die nächsten Koalitionsverhandlungen vorbereiten.“

Buch übergibt in Aufwärtsphase

Beziehungsweise sein Nachfolger Mucic. Buch hält den jetzigen Zeitpunkt des Wechsels nämlich auch deshalb für perfekt, weil Mucic mit einer neuen Regierung anfange, Kontakte aufbauen könne und nicht zu einem späteren Zeitpunkt dann dazwischen so reinstolpere. Außerdem wünscht sich Buch zum Ende seiner Karriere „eine mustergültige Übergabe“. Das würde er gerne bei einem Nachruf lesen, auch wenn es für den noch zu früh sei. Denn bis er das Unternehmen Ende des Jahres verlasse, habe er noch viel Arbeit vor sich.

Ein weiterer Grund für die frühzeitige Verabschiedung von Buch – eigentlich läuft sein Vertrag noch bis 2028 – ist die Tatsache, dass im selben Jahr auch die Amtszeit des Aufsichtsratsvorsitzenden endet. Dass sich der CEO und der Chef des Aufsichtsrats zeitgleich verabschieden, sei aus Sicht der Aktionäre sicher nicht akzeptabel.

Wie Buch erzählt, kennen er und Mucic sich schon länger. Bereits im Vorfeld haben sich die beiden intensiv ausgetauscht. Jetzt werde es noch mehr Gelegenheiten geben, ein Bier zusammen zu trinken, sagte Buch am Dienstag in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Dass sich der alte und der neue Konzernchef gut verstehen, macht die Übergabe sicher leichter. Buch wird „den Neuen“ in den kommenden Monaten einarbeiten: „Für mich ist es sehr schön, den Staffelstab an jemanden weiterzugeben, von dem ich denke, dass er das gut kann, und der sympathisch ist.“

Mucic heimst vorab nicht nur Lob ein, er dürfte auch einen recht entspannten Start bei den Bochumern haben. Denn er setzt sich ein wenig ins gemachte Nest. Buch übergibt „sein Baby“, wie er Vonovia auch nennt, an Mucic in einer Aufwärtsphase. Die Krise sei überstanden, der Konzern ist wieder auf Wachstumskurs. Das Transaktionsvolumen an den Immobilienmärkten habe sich deutlich erhöht, sagt Buch und zeigt sich zuversichtlich für Bestände und Bewertungen. Angesichts der Personalie rückten die Quartalszahlen am Dienstag eher in den Hintergrund. Hier verkündete Buch auch, dass Vonovia wie angekündigt ihr Investitionsprogramm wieder hochfahre. „Wechsel möchte man in einem Aufwärtskurs“, sagt Buch. „Der neue CEO hat ähnlich gute Voraussetzungen wie ich damals 2012. Wohnen bleibt eine zentrale Frage der Gesellschaft.“

Von Nadine Klees, Frankfurt
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