Lamborghini-CEO Winkelmann

Winkelmann ist Lamborghini, Lamborghini ist Winkelmann

Unter dem Deutsch-Italiener Stephan Winkelmann dreht die Audi-Tochter Lamborghini seit Jahren eine Rekordrunde nach der anderen.

Winkelmann ist Lamborghini, Lamborghini ist Winkelmann

Winkelmann ist Lamborghini, Lamborghini ist Winkelmann

Stückzahlen sind für den CEO nicht entscheidend: Er setzt auf Exklusivität und hohe Margen

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Stephan Winkelmann verkörpert Lamborghini wie kein anderer. Der in Berlin geborene und in Rom aufgewachsene Diplomatensohn war von 2005 bis 2016 CEO des Sportwagenbauers, der seit 1998 als Teil der Audi AG zum VW-Konzern gehört. Und seit Ende 2020 steht er wieder an der Spitze. Als der 60-Jährige 2005 zum ersten Mal den Posten übernahm, verkaufte Lamborghini gerade mal 1.500 Autos. Aufgemotzt mit Spoilern und viel Bling-Bling, galten die Boliden vielfach als Angeberauto. Winkelmann setzte auf eine klare Formensprache und sorgte vor allem mit dem SUV Urus für eine Diversifizierung der Modellpalette. 2024 setzte Lamborghini 10.688 Fahrzeuge ab. Und mit einer Betriebsmarge von 27% übertrifft der Sportwagenhersteller mit Ausnahme von Ferrari alle anderen Autobauer. Kurzum: Winkelmann ist Lamborghini, Lamborghini ist Winkelmann.

Beide Kulturen

Winkelmann verkörpert die deutsche und die italienische Kultur. Stets elegant gekleidet in schmal geschnittenen Anzügen, steht er für das italienische Element. Gleichzeitig repräsentiert er Solidität und kennt auch die deutsche Kultur perfekt. Er studierte Politische Wissenschaften in Rom und an der LMU in München. Als Fallschirmjäger war er zwei Jahre bei der Bundeswehr. Seine berufliche Karriere startete Winkelmann beim Finanzdienstleister MLP. Anschließend ging er zu Mercedes-Benz. Von 1994 bis 2004 arbeitete er für Fiat Auto und war anschließend CEO von Fiat Österreich, Schweiz und Deutschland in Wien. Nach seiner ersten Zeit als Lamborghini-CEO wurde Winkelmann 2016 CEO der Quattro GmbH (heute: Audi Sport GmbH) in Ingolstadt. Von 2018 bis November 2021 war er CEO der Audi-Marke Bugatti, zeitweise parallel dazu Lamborghini-CEO.

Dass die italienische Edelmarke zum VW-Konzern gehört, sieht er als Vorteil. Man profitiere so von Skaleneffekten im Einkauf und der Plattform-Strategie der Mutter. Umgekehrt habe Lamborghini Expertise im Leichtbau und sei im Konzern die Benchmark für Hochleistungsmotoren. Lamborghini ist und bleibt für ihn Ausdruck des Made in Italy und werde auch künftig nur in Sant’Agata Bolognese produzieren. Am Firmensitz in der Po-Ebene bei Bologna werden bald auch die Elektromodelle gefertigt. Als erstes Elektroauto ist ein viersitziger Sportwagen geplant, der 2029 kommen soll. Es ist die vierte Modellreihe des Unternehmens.

Kooperationen mit dem Modehersteller Tod’s, mit Lavazza (Kaffee) und dem Jachten-Produzenten Tecnomar (The Italian Sea Group) sollen die Italianità stärken. Winkelmann ist nicht bange um die Zukunft Lamborghinis. Jüngere Käufer unter 40 – immerhin die Hälfte der Kunden – hätten den Wandel längst vollzogen. „Wenn es geht“ sollen Hybrid-Autos über 2035 hinaus angeboten werden. Optimistisch stimmt Winkelmann, dass es immer mehr Superreiche gibt, die meist eine Vielzahl von Autos in ihrer Garage stehen haben und immun gegen Konjunkturzyklen sind. Ein Einstiegsmodell unter 265.000 Euro werde es nicht geben. Eher setzt Lamborghini auf exklusive und individualisierte Sondermodelle, die 2,5 Mill. Euro und mehr kosten können und einen besonders starken Gewinnbeitrag leisten.

Individualisierte Sondermodelle

US-Zölle treffen Lamborghini durchaus. Denn die USA sind mit einem Absatzanteil von einem Viertel der wichtigste Einzelmarkt. Winkelmann bleibt zuversichtlich. „Wir erfüllen Träume. Es geht um Design und Performance, aber es geht um mehr als Leistungsdaten. Das sind Emotionen.“ Für all das stehe Lamborghini.

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