Geburtstag

Wolf Klinz 80

„Ich bin von der Natur mit guten Nerven und einer optimistischen Grundeinstellung gesegnet worden“, schreibt Wolf Klinz im letzten Kapitel seiner jüngst erschienen Autobiografie unter dem Titel „Die Gedanken sind frei“. In der Tat werden...

Wolf Klinz 80

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„Ich bin von der Natur mit guten Nerven und einer optimistischen Grundeinstellung gesegnet worden“, schreibt Wolf Klinz im letzten Kapitel seiner jüngst erschienen Autobiografie unter dem Titel „Die Gedanken sind frei“. In der Tat werden diejenigen, die Klinz in den vielen, sehr unterschiedlichen Tätigkeiten der vergangenen Jahrzehnte erlebt haben, bestätigen, dass der in Wien geborene, promovierte Ökonom tatsächlich mit reichlich Geduld und Langmut ausgestattet ist – und sich zugleich lieber damit beschäftigt, Lösungen für politische Fragen zu finden, als lange darüber zu schwadronieren, wer schuld an irgendeiner Krise ist.

„Ich hatte das Glück, 53 Jahre berufstätig sein zu können“ – mit diesen Worten beginnt seine Biografie. Ohne Zweifel hat Klinz dieses halbe Jahrhundert umtriebig ge­nutzt, um nicht nur viel, sondern auch vielseitig zu arbeiten.

Nach seinem Studium in Frankreich, Spanien und Deutschland zog es den Vollblut-Europäer zunächst beruflich nach Großbritannien, wo er im Automobilvertrieb tätig war. Für McKinsey beriet Klinz anschließend Firmen im Vereinigten Königreich, aber auch in Frankreich und Deutschland. Es folgten Posten als Geschäftsführer in der Glasindustrie und – in der Schweiz – Managementaufgaben beim Elektro- und Messtechnikunternehmen Landis + Gyr.

Nach der deutschen Einigung arbeitete Klinz für die Treuhand. In Frankfurt lernten ihn viele in seiner Funktion als Präsident der Industrie- und Handelskammer kennen. Klinz wäre freilich nicht Klinz, wenn er sich nicht gleichzeitig auch noch beim DIHK in Berlin und bei Eurochambres in Brüssel engagiert hätte.

Seiner großen Leidenschaft Europa folgend zog er 2004 für die FDP ins EU-Parlament ein, dem er – mit einer dreijährigen Pause – bis 2019 angehörte. Dort profilierte er sich als Finanzexperte – und als Abgeordneter, der sich auch offen für unkonventionellere Vorschläge zeigte und von Parlamentariern anderer Fraktionen als Ge­sprächspartner ohne parteipolitische Scheuklappen geschätzt wurde.

Wie er sich das Europa der Zukunft vorstellt, legt er in seiner Autobiografie dar – vor allem weniger komplex und transparenter. Gleichzeitig zählt für ihn zu den entscheidenden Zielen der EU, sich so zu entwickeln, dass sie „als fair, gerecht und solidarisch empfunden wird“ – eine Akzentuierung, die man eher bei einem Sozialdemokraten vermuten würde als bei einem Liberalen. Am Montag wird Wolf Rüdiger Klinz 80 Jahre alt.