Britische Großbanken berichten

Standard Chartered wächst zweistellig

Standard Chartered hat im ersten Quartal deutlich besser abgeschnitten als am Markt erwartet. Dazu trugen neben dem Investment Banking auch überraschend niedrige Wertberichtigungen auf Problemkredite bei.

Standard Chartered wächst zweistellig

Standard Chartered wächst zweistellig

Weniger Risikovorsorge als gedacht, Kosten niedriger als am Markt erwartet

hip London

Standard Chartered hat sich im Auftaktquartal überraschend gut geschlagen. Dazu trug ein starkes Handelsergebnis im Investment Banking ebenso bei wie eine unerwartet niedrige Risikovorsorge. Wie die britische Großbank mitteilte, wuchsen die Erträge wechselkursbereinigt um ein Fünftel. Das bereinigte Vorsteuerergebnis von 1,9 Mrd. Dollar lag 19% über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen, die operativen Kosten dagegen 3% darunter.

Umfeld weiter ungewiss

„In einem weiterhin ungewissen Umfeld war die geschäftliche Performance stark und breit angelegt, über alle Segmente, Produkte und Regionen hinweg“, sagte Chief Executive William „Bill“ Winters. „Wir bleiben zuversichtlich, unsere finanziellen Ziele zu erreichen, und halten unsere Guidance für das Gesamtjahr aufrecht.“

Standard Chartered
Konzernzahlen nach IFRS
1.Quartal
in Mill. Dollar20242023
Erträge gesamt5.1304.560
Operative Kosten2.9972.750
Wertberichtigungen-165-20
Vorsteuerergebnis1.9141.808
Nettoergebnis1.2231.163
Eigenkapitalrendite (%)13,513,0
Nettozinsmarge (%)1,761,63
Kernkapitalquote (%)13,613,7
Leverage Ratio (%)4,84,7
Bilanzsumme (Mrd.)813821

Das Institut macht den Großteil seines Geschäfts in Schwellenländern. Die Neubewertung von Dollar-Beständen des Ägypten-Geschäfts und die Hyperinflation in Ghana sorgten dafür, dass positive Sondereffekte von 234 Mill. Dollar die Treasury-Einnahmen aufpolsterten. Anleger machten sich Sorgen um das China-Exposure. Doch betrugen die Rückstellungen für Kreditausfälle auf bereinigter Basis lediglich 176 Mill. Dollar. Analysten hatten 230 Mill. Dollar angesetzt.

Chinesische Gewerbeimmobilien im Fokus

Für das Exposure zu chinesischen Gewerbeimmobilien wurden nur 10 Mill. Dollar zusätzlich zur Seite gelegt. Alles in allem werden nun 1,2 Mrd. Dollar dafür vorgehalten. Seit Ende 2021 sei das Portfolio bereits um zwei Fünftel geschrumpft: von 4,0 Mrd. auf 2,4 Mrd. Dollar. Die Qualität der Assets sei alles in allem stabil geblieben.

„Wie bei den Wettbewerbern beobachtet, sind die Kennzahlen zur Kreditqualität weiter robust“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Das ist für Banken mit Asienfokus wie Standard Chartered und HSBC besonders wichtig. Beide mussten in den vergangenen Quartalen Wertberichtigungen auf chinesische Assets vornehmen.“

HSBC hatte im Februar 3 Mrd. Dollar auf ihre Beteiligung an der Bank of Communications abgeschrieben. Standard Chartered nahm eine Wertberichtigung von 153 Mill. Dollar auf ihren Anteil an der China Bohai Bank vor. Bereits im Herbst 2023 hatte ihn das Institut um 700 Mill. Dollar wertberichtigt.

„Episodische“ Einnahmen

Während das Zinsergebnis minimal schwächer als erwartet ausfiel, wuchsen die sonstigen Einnahmen währungsbereinigt um 37%. Dazu trugen vor allem das Investment Banking und das Treasury bei. Im Kapitalmarktgeschäft seien die „episodischen“ Einnahmen um 30% gestiegen. Man habe risikogewichtete Assets eingesetzt, um Kunden dabei zu helfen, Chancen wahrzunehmen, hieß es dazu.

Standard Chartered rechnet für das Gesamtjahr mit einem Nettozinsergebnis zwischen 10,0 und 10,25 Mrd. Dollar. Die Erträge insgesamt sollen am oberen Ende der bisher genannten Spanne von 5% bis 7% wachsen. „Die einzigen negativen Auswirkungen, die wir sehen, wenn die Zinsen länger hoch bleiben sollten, bestehen in einer (vorübergehend) schwachen Kreditnachfrage in Hongkong und Singapur“, schreiben die Analysten der UBS.

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