Umfrage

Fast jeder Achte hat gar kein Vertrauen in die EZB

Seit einigen Jahren sinkt das Vertrauen der Bevölkerung in die EZB etwas, wie ein Forschungspapier der Notenbank zeigt. Interessant ist dabei, wer der EZB sehr stark oder überhaupt nicht vertraut.

Fast jeder Achte hat gar kein Vertrauen in die EZB

Fast jeder Achte vertraut der EZB überhaupt nicht

Mehrheit jedoch eher positiv gestimmt gegenüber der Notenbank – Leichter Abwärtstrend seit 2021

mpi Frankfurt

Umfragen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommissionen deuten auf ein sinkendes Vertrauen der Bevölkerung in die EZB hin. Dieser Trend setzte Mitte 2021 ein, als die Inflation im Euroraum anfing zu steigen. Zuvor war die Notenbank dabei gewesen, Vertrauen wieder aufzubauen, das durch die Finanzkrise verloren gegangen war. Dies geht zumindest aus der Umfrage der Europäischen Kommission hervor. Die Datenreihe der EZB beginnt erst im Jahr 2020.

Auffällig ist bei den Umfrageergebnissen der Notenbank, dass rund 12% angaben, der Institution überhaupt nicht zu vertrauen. Auf einer Skala von 0 bis 10 wählten sie den niedrigsten Wert. Die meisten der Befragten ordneten sich hingegen bei 5 bis 8 ein. Die EZB weist in ihrem am Dienstag veröffentlichten Forschungspapier zu dem Thema darauf hin, dass diejenigen, die der Notenbank gar nicht vertrauen, häufig gegenüber anderen öffentlichen Institutionen eine ähnliche Einstellung haben. Daraus zieht die Institution unter anderem den Schluss, dass „Vertrauen in die EZB auch durch Entwicklungen beeinträchtigt werden kann, die nicht mit ihrem Mandat zusammenhängen“.

Finanzwissen entscheidend

Die EZB hat sich zudem genauer angeschaut, wer ihr besonders vertraut und wer ihr gar nicht vertraut. Dabei stellte sie fest, dass die Wahrnehmung von Ungleichheit in der Gesellschaft und die vorhandenen Finanzkenntnisse offenbar eine wichtige Rolle spielen. Diejenigen, die in einem Test über Finanzwissen schlecht abgeschnitten haben, neigten deutlich öfter dazu, der EZB überhaupt nicht oder im Gegenteil vollkommen zu vertrauen. Dasselbe gilt für diejenigen Befragten, die glauben, dass die Ungleichheit im Euroraum besonders groß oder besonders niedrig ist.

Zudem zeigen die Umfrageergebnisse: Je ärmer ein Befragter war, desto wahrscheinlicher brachte er der EZB überhaupt kein Vertrauen entgegen. Umgekehrt lässt sich diese Tendenz zwar auch erkennen, jedoch mit Abweichungen. Die ärmsten Befragten vergaben häufiger eine 10 als die eher Armen. Während Männer gleich häufig der EZB vollkommenes oder überhaupt kein Vertrauen aussprachen, gab es bei Frauen Unterschiede. Während 12% eine 0 angaben, nannten nur 8% eine 10. Bei Männern lagen beide Werte bei rund 10%.

Vertrauen entsteht nur langsam

Das Forschungspapier der EZB zeigt zudem, dass Vertrauen nur langsam entsteht. Um dieses aufzubauen, ist für die Notenbank Transparenz wichtig. „In dieser Hinsicht kann eine klare und wirksame Kommunikation – einschließlich beispielsweise der Erläuterung der stabilisierenden Rolle der Geldpolitik – das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Fähigkeit einer Zentralbank stärken, ihr Preisstabilitätsziel zu erreichen.“

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