Boom in China

Siemens erhöht Prognose

Siemens setzt auf einen anhaltenden Aufschwung der Weltwirtschaft. Als Zugpferd agiert dabei China, machte der neue Vorstandsvorsitzende Roland Busch anlässlich der Vorlage der endgültigen Zahlen des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres...

Siemens erhöht Prognose

mic München

Siemens setzt auf einen anhaltenden Aufschwung der Weltwirtschaft. Als Zugpferd agiert dabei China, machte der neue Vorstandsvorsitzende Roland Busch anlässlich der Vorlage der endgültigen Zahlen des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres deutlich (31. Dezember): „Die Nachfrage ist hoch – im Land sowie für den Export.“ Siemens sehe eine Erholung der Schlüsselindustrien für den Konzern. Dazu gehörten Automotive und Maschinenbau. Es sei kein Strohfeuer, fügte Busch in einer Telefon-Pressekonferenz hinzu. Warnend wies er jedoch auf einige Engpässe im Halbleiterbereich hin: „Da müssen wir sehr eng dranbleiben, dass die Zulieferkette nicht abreißt.“

Der Konzern erhöhte seine Pro­gnose deutlich. Dies sei kein Abschiedsgeschenk an Joe Kaeser, der mit dem Ablauf der Hauptversammlung am Mittwoch ausschied, sagte Busch anlässlich der Zahlenvorlage. Der Gewinn nach Steuern soll trotz der Pandemie auf 5,0 bis 5,5 Mrd. Euro steigen. Dies ist knapp ein Fünftel mehr, als im vergangenen Geschäftsjahr mit 4,2 Mrd. Euro erreicht wurde.

Dagegen hatte der Vorstand im November einen moderaten Zuwachs avisiert. Darunter wird bei Siemens ein Plus von 3% bis 5% verstanden, so dass maximal ein Wert von 4,4 Mrd. Euro erwartet wurde. Vor Vorlage der ursprünglichen Prognose im November hatten 21 Analysten im Schnitt einen Wert von 5,2 Mrd. Euro einkalkuliert – der Konzern schwenkt also nun auf die damalige Erwartung des Kapitalmarktes ein. Im ersten Quartal stieg der Gewinn nach Steuern um 38% auf 1,5 Mrd. Euro, so dass 30% des Mindestziels nach einem Ablauf von 25% des Geschäftsjahrs erreicht wurden.

Auch der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis schneller zulegen als bisher geplant. Er werde um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigen, erklärte Siemens. Bisher war ein moderater Zuwachs avisiert worden. Von Oktober bis Dezember betrug das Plus 7% auf 14,1 Mrd. Euro, der Auftragseingang – der in der neuen Siemens-Struktur wegen der Abgabe des langfristigen Energie-Geschäfts schneller zu Erlös wird – legte um 15% auf 15,9 Mrd. Euro zu.

Automatisierung floriert

Der geschäftliche Schwung für Siemens kommt primär aus Asien. „Besser als erwartet lief es vor allem in China und Deutschland“, sagte Busch. Das Umsatzplus im ersten Quartal betrug 21% – dies ist mit Abstand der höchste Wert in den vergangenen zwölf Monaten (siehe Grafik). Im Automatisierungsgeschäft erreichte das Plus sogar 27%.

Hierzulande sei das Wachstum ebenso wie in Italien teils export­induziert, erläuterte Finanzvorstand Ralf Thomas. Aber Siemens beobachtet auch eine erstarkende zyklische Nachfrage. In den Vereinigten Staaten dagegen sei die Prozessindustrie noch nicht angesprungen, sie laufe traditionell der sonstigen Konjunktur hinterher, sagte Thomas.

Die Rückkehr zu mehr Wachstum in China und in den Exportnationen sei früher gekommen als noch im November angenommen, sagte Thomas. Er begründete diese Fehleinschätzung inmitten des ersten Quartals damit, dass der Umsatz im Dezember trotz der vielen Feiertage ungewöhnlich hoch gewesen sei. Der Anteil des Monats am Quartalserlös des Segments Digital Industries habe 36% betragen und damit um 100 Mill. Euro über den Erwartungen gelegen. Ein Drittel des massiven Wachstums in China sei darauf zurückzuführen, dass Kunden und Distributoren ihre Lagerbestände aufgestockt hätten.

Thomas sieht jedoch ebenfalls kein Strohfeuer. Er begründete dies mit einer hohen Wachstumsrate des Auftragseingangs. Sie betrug 12% im ersten Quartal in China. Im dortigen Automatisierungsgeschäft habe Siemens bemerkenswerte 34% mehr Bestellungen hereingeholt. Die Produktion der chinesischen Fabriken in der zweiten Januarhälfte sei ebenfalls ermutigend gewesen, fügte Thomas im Gespräch mit Analysten hinzu.

Busch zeigte sich höchst zufrieden mit dem Erfolg im ersten Quartals: „Wir hatten einen außerordentlich guten Start.“ Die vorläufigen Ergebnisse der Sparten hatte der Konzern bereits am 21. Januar veröffentlicht – nun folgten die aggregierten Zahlen. Das angepasste Ebita des Kerngeschäfts legte, auch wegen stark gesunkener Kosten für Personalabbau, um 39% auf 2,1 Mrd. Euro zu (siehe Tabelle). Die Marge stieg entsprechend von 11,7% auf 16,0%. Dank des hohen freien Cash-flow der Tochter Siemens Healthineers stieg diese Kenngröße von 44 Mill. Euro auf 972 Mill. Euro.

Angesichts des Blitzstarts setzte Siemens auch den Sparten neue Ziele für das Geschäftsjahr 2020/2021. Digital Industries soll den Umsatz nun deutlich und damit mehr als 5% steigern. Bisher war ein leichtes Plus (maximal 3%) avisiert worden. Im ersten Quartal wurden 5% erreicht. Die angepasste Ebita-Marge wird der Prognose zufolge nun 19% bis 20% (erstes Quartal: 22,5%) betragen, zwei Prozentpunkte mehr als bisher vorhergesagt. Für das laufende zweite Quartal kündigte Thomas eine Marge von 19% bis 20% inklusive Personalabbaukosten in hoher zweistelliger Millionenhöhe und ein deutliches Umsatzplus (mehr als 5%) an.

Töchter bringen Rückenwind

Die Sparte Smart Infrastructure soll unverändert moderat wachsen (3% bis 5%) nach 4% im Startquartal. Die angepasste Ebita-Marge, die im Startquartal 11,2% betrug, soll mit 10,5% bis 11,5% um 0,5 Punkte höher als bisher erwartet liegen. Im zweiten Quartal sollen die Erlöse moderat wachsen und die Marge leicht unter das Niveau des ersten Quartals sinken.

Die Bahntechnik (Mobility) änderte ihre Geschäftsjahresambitionen nicht: Anstieg der Umsatzerlöse auf vergleichbarer Basis im prozentual mittleren einstelligen Bereich und eine angepasste Marge zwischen 9,5% und 10,5%. Im zweiten Quartal erwartet Thomas ein moderates Plus und eine Marge leicht unter dem Niveau des Startquartals von 10,0%. Die Tochter Siemens Healthineers hatte ihre Prognose bereits Ende Januar angehoben (vgl. BZ vom 27. Januar).

Thomas avisierte weiteren Rückenwind außerhalb der als Kerngeschäft eingestuften Sparten. Im Vergleich zum Ausblick im vierten Quartal gebe es positives Potenzial für die Entwicklung der Equity-Beteiligung an Siemens Energy, sagte er. Bei der Minderheitsbeteiligung dürfte sich die operative Entwicklung niederschlagen, die besser als erwartet ausfällt, wenngleich der Siemens-Energy-Vorstand keine Prognoseanhebung avisiert hatte. Außerdem geben es Potenziale im Bereich der Steuern, sagte der Finanzvorstand. Er kündigte einen aktualisierten Ausblick zur Vorlage der Halbjahreszahlen im Mai an.

Siemens
Konzernzahlen nach IFRS 1
1. Quartal 
in Mrd. Euro2020/212019/20
Auftragseingang15 94014 361
Umsatz14 07113 675
Forschung/Entwicklung1 0641 124
Vertrieb/Verwaltung2 4582 840
Angepasstes Ebita industrielles Geschäft 2 128 1 533
Steuern488268
Nettoergebnis1 4981 089
Ergebnis je Aktie 2 (Euro)1,721,33
Kapitalrendite (%)13,27,9
1) Geschäftsjahr endet am 30. September;2) unverwässertBörsen-Zeitung
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