Asset Management

EU hält Fondsbranche den Steigbügel

Neue Regeln für Wertpapierfonds, die EU-weit vertrieben werden dürfen, helfen im Konsolidierungsprozess - Grenzüberschreitende Fondsfusion ab 2011 einfacher

EU hält Fondsbranche den Steigbügel

Von Julia Roebke, Frankfurt Kosten senken und Margen verteidigen – was bei den Banken schon fast zum Mantra geworden ist, wird im Zuge der bereits begonnenen Branchenkonsolidierung auch bei den Asset Managern zum Kernthema. Von eher ungewohnter Seite erhalten die Vermögensverwalter dabei künftig Hilfestellung – die Regeln für Wertpapierfonds, die EU-weit vertrieben werden dürfen (sogenannte Ucit-konforme Fonds, siehe Kasten unten), werden gerade überarbeitet.Nach Meinung des deutschen Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) bergen gerade die geplante Vereinfachung grenzüberschreitender Fondsfusionen sowie die Erlaubnis zur gebündelten Verwaltung von Vermögen über sogenannte Master-Feeder-Strukturen (siehe Grafik und Kasten rechts) deutliche Effizienzsteigerung und Einsparpotenzial für die Asset Manager. Das würde der Branche zu Gute kommen, die im Zuge der Finanzkrise unter starken Mittelabflüssen zu leiden hatte und nun versucht, sich schlanker aufzustellen.Hauptziele vieler Fondsgesellschaften derzeit seien, die Produktpalette straffer zu gestalten, Vertriebslösungen zu schaffen, die einen schnelleren Zugang zu den Zielmärkten in Europa ermöglichen, und natürlich Kosten zu senken. “Ucits IV gibt uns weitere Instrumente an die Hand, diese Ziele zu erreichen”, sagt Manfred Bauer, Head of Product Management der DWS Luxemburg. “Bisher sind in Deutschland lediglich Verschmelzungen von Fonds möglich, die von einer Gesellschaft verwaltet werden”, erläutert Frank-Uwe Riepe, Leiter Wertpapier bei Union Investment. Künftig könnten solche Verschmelzungen über verschiedene Verwaltungsgesellschaften hinweg sogar grenzüberschreitend vorgenommen werden.Doch hinsichtlich des möglichen Anwendungsumfangs zeigt sich Riepe zurückhaltend: Bei der Union Investment werde erst noch geprüft, ob im Einzelfall eine grenzüberschreitende Verschmelzung von Fondsprodukten sinnvoll sein könnte. “Durch die Zusammenführung von Produkten mit einem identischen Managementauftrag lassen sich aufgrund des dann erhöhten Fondsvolumens Skaleneffekte erzielen, die in Form von Kostenvorteilen die Performance eines Fonds erhöhen.” Produkte, die an unterschiedlichen Standorten aufgelegt wurden und sich beispielsweise allein durch die Erhebung eines Ausgabeaufschlags unterscheiden, stünden hier im Fokus. Details fehlen”Auch wenn es vielen Regelungen noch an genauen Details mangelt, kann man bereits jetzt sagen, dass die neuen Möglichkeiten von Ucits IV insbesondere für Asset Manager interessant sind, die wie Allianz Global Investors Fondspaletten in mehreren europäischen Ländern anbieten”, berichtet Daniel Lehmann, Leiter Produktstrategie bei Allianz Global Investors (AGI). Auch bei AGI hofft man, dass gerade die Regelungen zur Cross-Border-Verschmelzung und Master-Feeder-Strukturen zu Skaleneffekten führen.Zur geänderten Ucits-Richtlinie hat im Januar dieses Jahres bereits das Europäische Parlament seine Zustimmung gegeben, im Juni ist sie vom Europäischen Rat verabschiedet worden. Die genauen Ausführungsregelungen werden gerade durch die Kommission erarbeitet, bis Mitte 2011 soll die Richtlinie dann in nationales Recht umgesetzt werden.Doch welches Instrument verspricht mehr, die grenzüberschreitende Verschmelzung von Fonds oder die gebündelte Verwaltung? Hier fällt eine Entscheidung auch deshalb schwer, weil noch nicht ganz klar ist, wie nach der neuen Richtlinie die Verschmelzung von Fonds steuerrechtlich behandelt wird. “Eine vergleichende Betrachtung beider Instrumente ist nur bei Überlegungen hinsichtlich der Zusammenlegung von Fonds angezeigt. In diesem Kontext bevorzuge ich die Möglichkeit des Merger gegenüber der Master-Feeder-Struktur, wenn bei dem Merger die Steuerneutralität gewährleistet ist”, erläutert Bauer von der DWS.Master-Feeder hieße letztlich immer, dass ein lokales Produkt vorhanden bleibt, was für die Fondsgesellschaft auch die Doppelung bestimmter Strukturen bedeute. “Denkt man aber zum Beispiel über die Auflage neuer Produkte beziehungsweise die Erschließung neuer Zielmärkte nach, so ist dem Thema Master-Feeder eine ganz andere Bedeutung beizumessen”, so Bauer. Seien lokale Produkte gewünscht oder erfordert und sollen gleichzeitig bestimmte Faktoren der Wertschöpfungskette zentralisiert werden, dann bieten Master-Feeder neue Möglichkeiten.”Wir glauben, dass insbesondere Master-Feeder-Strukturen zu einem Effizienzgewinn auf Portfoliomanagementebene führen werden”, urteilt Lehmann von AGI. Der Vorteil dieser Strukturen sei, dass lokale Kundenbedürfnisse bei der Benennung oder Bepreisung des Fondsvehikels auf Produktebene bei gleichzeitiger Konsolidierung auf der Assets-Master-Fonds-Ebene berücksichtigt werden könnten. Akzeptanz noch unklarEin Nachteil der Feeder-Strukturen sei jedoch, dass sie nicht Zielinvestments von Dachfondsinvestoren sein können. “Wir werden sehen, wie groß die Akzeptanz für Feeder-Strukturen sein wird – aus Frankreich, wo es heute bereits lokale Feeder-Strukturen gibt, haben wir bislang von positiven Erfahrungen gehört”, berichtet Lehmann.Riepe von der Union Investment bleibt vorsichtig: “Es bleibt abzuwarten, ob ein Bedürfnis des Marktes an einem Produktkonzept wie Master-Feeder-Fonds besteht, bei dem die Mittel ohne eine weitere Risikostreuung nahezu vollständig in einem anderen Fonds angelegt werden.”Auch stehen die Fondsgesellschaften mit Einführung von Master-Feeder-Strukturen vor deutlichen Herausforderungen. Da parallel mehrere Fonds laufen, droht ein hoher buchhalterischer Aufwand, und operative Prozesse könnten leicht schwerfällig werden. Gerade schwerfällige Prozesse sind aber das, was sich die Asset Manager künftig nicht mehr leisten können, ist doch Teil der Ucits IV-Richtlinie auch eine Vereinfachung beim grenzüberschreitenden Vertrieb, die den Wettbewerb in Europa noch deutlich verschärfen könnte.