PORTFOLIO

Goldpreis unter Druck

Hedgefonds schichten in Aktien um - Physische Nachfrage intakt

Goldpreis unter Druck

Gold hat viel von seinem Glanz verloren. Allein im abgelaufenen Monat Februar fiel der Preis für die Feinunze um mehr als 5 % und notiert nun auf den tiefsten Stand seit August. Es war zugleich der größte Monatsverlust sein Mai 2012. Vor allem US-Hedgefonds schichten ihr Kapital vom Edelmetall- an den Aktienmarkt um, weil sie dort größere Chancen sehen.Von Armin Schmitz, Frankfurt In den vergangenen Jahren haben sich die Analysten ob der Zinspolitik der Notenbanken und der damit verbundenen Gefahr einer Inflationsbeschleunigung mit immer höheren Prognosen für den Goldpreis überboten. Doch nach dem kräftigen Rückgang des Goldpreises im Laufe der zurückliegenden Monate macht sich nun Ernüchterung breit: Immer mehr Analysten reduzieren ihre Prognose. Selbst die Experten der Investmentbank Goldman Sachs, die lange zu den größten Optimisten für die Preisentwicklung des Edelmetalls gezählt hatten, sehen nun das Ende der Goldhausse gekommen. Mit Blick auf die folgenden zwölf Monate senkten sie ihre Preisprognose von 1 800 auf 1 550 Dollar je Unze. Skeptischer Jim RogersDer bekannte Investor Jim Rogers hält sogar einen Kursrückgang bis in den Bereich von 1 200 bis 1 300 Dollar für möglich. Aber anders als Rogers vermutet, kommt der Verkaufsdruck nicht aus Indien, wo die Regierung eine Limitierung des Imports des Edelmetalls diskutiert, sondern vornehmlich aus den Vereinigten Staaten: Es sind in erster Linie große Hedgefonds wie Soros Fund Management und Moore Capital, die seit dem vierten Quartal des abgelaufenen Jahres ihre Positionen in Gold-Indexfonds kontinuierlich reduzieren. Allein Soros soll seine Bestände um mehr als 55 % verringert haben.Die weltweit größten Exchange Traded Funds (ETF), der SPDR Gold Shares, der iShares Gold Trust sowie die Produkte der Zürcher Kantonalbank, litten allein im zurückliegenden Monat Februar unter Abflüssen im Volumen von 5,6 Mrd. Dollar. Niemals zuvor zogen Anleger so viel Kapital aus Goldprodukten ab. Die Abgaben summieren sich nach Angaben der Commerzbank im laufenden Jahr somit schon auf ein Volumen von 146 Tonnen des Edelmetalls im Gegenwert von 6,8 Mrd. Dollar.Wenig irritiert von dem Goldpreisrückgang zeigen sich bislang Privatanleger und Notenbanken. Vielmehr veranlasst die große Furcht vor einer Beschleunigung der Inflation Privatanleger weiterhin dazu, physisch Gold zu kaufen. So schwächte sich beispielsweise die Nachfrage nach Münzen keinesfalls ab. Jenseits des Atlantiks wurden nach Angaben der US-Münzanstalt im Februar 80 500 Unzen Goldmünzen verkauft. Dies entspricht dem vierfachen Volumen im Vergleich zum Februar des Vorjahres.Auch in Europa kaufen Anleger weiterhin physisches Gold. “Das Interesse an Barren und Goldmünzen war im Februar groß. Vor allem in der zweiten Hälfte des Monats haben wir sehr hohe Umsätze gesehen”, berichtet Önder Ciftci vom Goldhändler Ophirum. Während Xetra-Gold, die Inhaberschuldverschreibung der Deutsche Börse Commodities, die mit Goldbarren hinterlegt ist, einen stabilen Bestand von mehr als 50 Tonnen aufweist, steigt auch der Goldbestand von Euwax-Gold der Börse Stuttgart leicht an. Außerdem nutzen Notenbanken den Preisrückgang bei Gold zur Aufstockung ihrer Reserven. So erhöhte im Februar zum Beispiel die südkoreanische Notenbank ihre Goldreserven um weitere 20 Tonnen auf nun 104,4 Tonnen. Prognose gesenktIm Gegensatz zu Goldman Sachs erwartet die Commerzbank kein Ende der Goldhausse. Das durch niedrige Realzinsen und den Abwertungswettlauf zwischen den Währungen geprägte Umfeld spricht nach Ansicht von Analystin Barbara Lambrecht weiterhin für einen steigenden Goldpreis im Jahresverlauf. Die Bank senkte ihre Prognose für das Jahresende allerdings auf 1 800 Dollar je Unze. Dies lässt dem Preis aber ein Potenzial von 15 %. “Wir gehen davon aus, dass sich die Aussichten für den Aktienmarkt wieder eintrüben werden. Daher erwarten wir wieder steigende Goldnotierungen im zweiten Halbjahr”, sagt Gold-Experte Ciftci. Tatsächlich zeigen Untersuchungen von Barclays, dass die Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Aktienindex S & P 500 häufig negativ ist. Ein möglicher Kursrückgang bei Aktien dürfte also zu einem Anstieg des Goldpreises führen.